Mit dem partiell zweigleisigen Ausbau der Strecke wurden wichtige Voraussetzungen für ein weitaus größeres Projekt geschaffen, das der 1920 gegründete Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) im Ruhrgebiet verfolgte: die Zusammenlegung kürzerer Straßenbahnstrecken zu Langläufen, von denen man sich einen insgesamt wirtschaftlicheren Linienbetrieb erhoffte – über die Eigentumsverhältnisse der Verkehrsbetriebe hinweg.
Die Verbindung von Gelsenkirchen nach Wanne gehörte zu den ersten im „Gemeinschaftsverkehr“ betriebenen Linien überhaupt. Begünstigt wurde das Projekt hier durch die angespannte Finanzlage der Westfälischen Straßenbahn GmbH. Sie hatte am 7. September 1922 zur Einstellung der Linie L zwischen Holsterhausen und dem Bahnhof Wanne sowie am 14. Oktober 1922 zur Einstellung der Linie G zwischen Herne und Höntrop geführt.
Für den Gemeinschaftsverkehr wurden Teile dieser Verbindung reaktiviert. So konnte am 11. April 1923 mit Billigung der französischen und belgischen Besatzungstruppen eine neue Linie 3 auf der Relation Gelsenkirchen Hbf. – Wanne-Eickel – Holsterhausen (Eickel II) – Herne in Betrieb genommen werden. Dieser Gemeinschaftsverkehr hatte bis zum 30. Oktober 1928 Bestand.
Eine weitere Gemeinschaftslinie fuhr seit dem 16. September 1924 von Horst-Süd über Gelsenkirchen, Günnigfeld (Ulrichstraße) und Eickel nach Holsterhausen. Diese Linie 5 wurde am 30. Oktober 1928 bis Gelsenkirchen verkürzt. Den Streckenabschnitt zur Ulrichstraße übernahm jetzt die Linie 3.
Aus dieser Zeit stammt das 1929 aufgenommene Beitragsbild aus dem Bildarchiv der Stadt Herne. Es zeigt den Triebwagen 202 der Westfälischen Straßenbahn vor dem im Jahr zuvor eingeweihten Neubau der Sparkasse Wanne-Eickel an der Einmündung der Amtmann-Winter-Straße in die Hauptstraße.
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