KOLONIE PLUTO

Bereits mehrfach wurde in den vorangegangenen Kapiteln die Schachtanlage Pluto erwähnt. Die Lage der für die Bergarbeiter gebauten Siedlungen waren bei der Planung der Straßenbahn von Gelsenkirchen nach Wanne ein wichtiges Entscheidungskriterium.

BERGBAU-AKTIEN-GESELLSCHAFT PLUTO

1856 hatte die Bergbau-Aktien-Gesellschaft Pluto von den Landwirten Bönnebruch, Sieberg und Haumann ein 4,32 Hektar umfassendes Gelände in Röhlinghausen erworben. Die Nordgrenze lag an der Landstraße von Gelsenkirchen nach Bickern. Etwa in der Grundstücksmitte durchzog die 1847 zwischen „Gelsenkirchen“ und „Herne-Bochum“ eröffnete Köln-Mindener Bahn das Gelände. Im Süden wurde es ab 1875 durch die Bahnstrecke Kray-Nord – Wanne der Rheinischen Eisenbahn begrenzt.

Auf dem an die Köln-Mindener Bahn südlich angrenzenden, südöstlichen Teil des Grundstücks wurde ab 1857 die Schachtanlage „Pluto-Thies“ abgeteuft. Ihr Name erinnert an den Essener Bergamtsassessor a.D. Heinrich Thies, der 1855 die Mutungsrechte für das Kohlevorkommen erworben hatte. 1860 konnte Schacht 1 „Thies“ die Förderung aufnehmen. 1861 wurde ein Gleisanschluss zur Köln-Mindener Eisenbahn hergestellt.

1873 begann die Gesellschaft etwas weiter nördlich mit den Teufarbeiten für einen zweiten Förderschacht. Er wurde zu Ehren des Kaisers „Wilhelm“ genannt. 1875 folgte der zur Bewetterung der genutzte Schacht 3 (ab 1908 Schacht 6). 1893 wurde der Schacht Wilhelm zur Doppelschachtanlage erweitert. In diesem Zustand ist sie auf der hier als Beitragsbild verwendeten Postkarte aus dem Jahr 1902 und auf der nachfolgenden Postkarte aus dem Jahr 1907 zu sehen. Beide Motive wurden im Düsseldorfer Postkartenverlag Theodor Schmitzler verlegt (Sammlung Ludwig Schönefeld).

Nach 1908 wurde der Schacht „Wilhelm“ als „Pluto 2/3“ bezeichnet.

KOKS FÜR DEN SCHALKER VEREIN

Auf „Pluto-Thies“ folgte 1899 der Ausbau zum Doppelschacht 1/4. Im gleichen Jahr fusionierte die Gesellschaft mit dem Schalker Gruben- und Hüttenverein. Um das Hüttenwerk mit Koks zu versorgen, wurde die Kokerei auf „Pluto-Thies“ vergrößert. Eine Seilbahn transportierte den auf „Pluto“ hergestellten Hochofenkoks bis 1928 direkt auf die Gichtbühne der Hochöfen des „Schalker Vereins“. Nach der Inbetriebnahme der Zentralkokerei „Alma“ in Ückendorf wurde die Seilbahn abgebrochen.

1906 teufte die Schachtanlage „Pluto-Thies“ im Nordwesten Röhlinghausens, im Bereich der heutigen Heinrich-Imbusch-Straße und der Bulmker Straße, den Wetterschacht 5 ab. Als letzter Pluto-Schacht konnte 1913 auf der Schachtanlage „Pluto-Wilhelm“ der Schacht 7 in Betrieb genommen werden.

Schacht 3 erhielt 1954 ein an die Zeche Zollverein in Essen-Katernberg angelehntes modernes Fördergerüst. Auch die Übertageanlagen wurden vollkommen modernisiert. Die Anlage entwickelte sich zum Wahrzeichen der Stadt Wanne-Eickel.

Am 3. März 1976 wurde die Steinkohleförderung auf „Pluto“ eingestellt.

COLONIE PLUTO I UND II

Die von den Bergwerksgesellschaften für die Beschäftigten errichteten Siedlungen nannte man im Ruhrgebiet „Colonie“ (später „Kolonie“). Bereits 1870 wurde die Colonie Pluto I im Süden der Schachtanlage „Pluto-Thies“ am heutigen „Distelkamp“ errichtet. 1884/85 und 1907 wurde die Siedlung nach Norden und Westen zur heutigen Plutostraße hin erweitert.

Zwischen 1875 und 1922 entstand im Westen von Röhlinghausen, am Hüller Bach, als zweites Siedlungsgebiet die Colonie Pluto II. Die Häuser dieser Kolonie liegen südlich und nördlich der ehemaligen Heinrichstraße (heute Edmund-Weber-Straße) zwischen der Trasse der Köln-Mindener Eisenbahn und der Trasse der Rheinischen Eisenbahn.

Nach dieser zweiten Kolonie wurde die Straßenbahnhaltestelle „Colonie Pluto“ (später in der Schreibweise „Kolonie Pluto“) benannt.