EINKAUFSMEILE

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs hatten die in der Bahnhofstraße ansässigen Geschäftsleute anstelle der anfangs nur zweistöckigen Geschäftshäuser vielfach moderne mehrstöckige Neubauten errichtet. Gelsenkirchen war eine moderne Stadt, deren Lebensgefühl sich an den Großstädten des Deutschen Reiches orientierte.

Der spektakulärste Neubau in der Bahnhofstraße war das Alsberg-Haus, das wir rechts auf dem Beitragsbild sehen (Verlag Gebrüder Moonen, Essen – Sammlung Ludwig Schönefeld). Das Gebäude wurde am 9. April 1912 zunächst als Ergänzung und später als Ersatz des links neben dem Neubau sichtbaren Kaufhauses eingeweiht. Diesen „Altbau“ hatten die Gebrüder Alsberg erst drei Jahre zuvor, am 24. Juni 1909, bezogen. Nach dem Umzug von Alsberg in den Neubau zogen ein Varieté und der UFA Palast in das Gebäude ein.

In der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre wurde der von den Düsseldorfer Architekten Klose und Schäfer entworfene Neubau ein weiteres Mal vergrößert. Seit 1927 präsentiert sich das Gebäude in der noch heute erhaltenen Form an der Ecke der Bahnhof- und Augustastraße. Der Nachkriegs-Generation ist das unter den Nationalsozialisten enteignete Kaufhaus noch als „Westfalenkaufhaus“ (WEKA) in Erinnerung.

Ein weiterer Bemerkenswerter Kaufhaus-Neubau zwischen Alsberg und dem Neumarkt war das 1927 vom Berliner Architekturbüro Bruno Paul entworfene Modekaufhaus SINN. Das Gebäude wurde am 24. Oktober 1928 eröffnet. 2007 erhielt das in seiner Grundstruktur erhaltene Gebäude eine neue Fassade, deren Gestaltung die Elemente der ursprünglichen Bauhaus-Architektur in moderner Form wieder aufgriff.

Wie lebendig die Bahnhofstraße in den 1930er- und 1940er-Jahren war, dokumentieren die damals entstandenen Postkarten. Interessante Details sind die bereits in großer Zahl an den Geschäftshäusern montierten elektrischen Leuchtwerbeanlagen. Sie dokumentieren die Innovationsfreude und Modernität der Gelsenkirchener Geschäftswelt.

  • Der Neumarkt Anfang der 1930er-Jahre mit den Linien 2 und 3.
    Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund - Sammlung Ludwig Schönefeld