ETWAS MODERNER

Wenn es um die Fahrzeugausstattung ging, hatte die Linie 4 in der Nachkriegszeit gegenüber der prestigeträchtigen Linie 2 (Bochum – Gelsenkirchen) und der Linie 21 (Gelsenkirchen – Buer – Horst) immer ein wenig das Nachsehen. Zu einem Modernisierungsschub kam es immer dann, wenn auf den zuvor genannten Linien neue Fahrzeuge zum Einsatz gebracht wurden.

Nach der vollständigen Auslieferung der vierachsigen Großraumwagen für die Linie 2 und der Umstellung der Linie 21 auf moderne Gelenkwagen wurde die Linie 4 ab 1953 zum Haupteinsatzgebiet der im Betriebshof Gelsenkirchen stationierten KSW-Triebwagen (Triebwagen 95 bis 109). Der Bauplan dieser 1948 und 1949 von der Heidelberger Waggonfabrik Fuchs gelieferten Zweiachser entsprach dem 1942 als Standardwagen für die deutschen Verkehrsbetriebe entwickelten „Kriegsstraßenbahnwagen“ (KSW). In Gelsenkirchen war jedoch schon bald die Bezeichnung „Fuchs“-Wagen üblich: An die Schrecken des Krieges wollte man möglichst nicht erinnert werden.

Den Dienst teilten sie sich anfangs mit den im vorherigen Kapitel beschriebenen, deutlich älteren Gastell-Triebwagen der Baujahre 1927 und 1928. Ab 1957 sah man die Gastell-Triebwagen dann eher als Einsatzwagen, während die Plankurse auf der Linie 4 überwiegend mit Fuchs-Wagen bestückt wurden.

Vor allem am Gelsenkirchener Hauptbahnhof wurden die KSW-Züge häufig fotografiert. Hier entstanden Mitte und Ende der 1950er-Jahre auch zahlreiche Postkartenmotive mit KSW-Wagen. Das Beitragsbild von Triebwagen 97 auf der Linie 4 entstand im Juni 1957 auf der Nordseite des Hauptbahnhofs. Nach wenigen Metern wird der Straßenbahnzug in den Wiehagen abbiegen und seine Fahrt nach Rotthausen fortsetzen (Sammlung VDVA).

1971 wurde der hier gezeigte Triebwagen noch auf elektrische Falttüren umgebaut. Nach seiner Ausmusterung am 30. Dezember 1976 diente er für viele Jahre als Elektronikwerkstatt im Bochumer Betriebshof. 1986 wurde er an das Emschertalmuseum in Wanne-Eickel verschenkt.

EINSATZ MIT BEIWAGEN

Bereits zum Jahreswechsel 1946/47 hatte die Waggonfabrik Uerdingen die ersten KSW-Beiwagen an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG geliefert. Bis 1949 erhielt das Unternehmen insgesamt 38 Beiwagen, die sowohl in Bochum als auch in Gelsenkirchen eingesetzt wurde. Dabei wurde die Nummer 313 aufgrund eines Unfalls mit Totalschaden doppelt belegt. Das schwerwiegende Ereignis ereignete sich 1949 auf der Linie 6 in Wanne-Eickel.