AUTOGERECHTE STADT

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Stadt Gelsenkirchen die erheblichen Zerstörungen für eine Entkernung und Neugliederung der Innenstadt. Ein wesentlicher Bestandteil der Konzepte zum Wiederaufbau der Infrastruktur waren breite, vierspurige Straßen, die durchgehend einen Mittelstreifen zur Aufnahme von Straßenbahn- und Omnibuslinien aufwiesen. Gelsenkirchen machte sich auf den Weg zur „Autogerechten Stadt“.

EBERTSTRASSE – FLORASTRASSE – STERN

1957/58 wurden die Ebertstraße, die Essener Straße und die Florastraße unter Nutzung der ehemaligen Marktfläche vor dem Hans-Sachs-Haus und durch den Ankauf von Grundstücken im Bereich des ehemaligen Kaiser-Platzes, südlich der alten Florastraße, zu breiten Verkehrsachsen ausgebaut.

Wenig später entstand am südlichen Ende der Ebertstraße das am 15. Dezember 1959 eröffnete, repräsentative Gelsenkirchener Musiktheater.

Die Straßenbahnlinien nach Schalke, Bismarck und Wanne-Eickel wurden vom 11. März 1956 an über die Ebertstraße und die Florastraße geleitet. Vis-a-vis vom Musiktheater gab es jetzt die neue Haltestelle „Alter Markt“ (später „Stadttheater“, heute „Musiktheater“).

Für die nach Bismarck fahrenden Linien 1 und 21 und die nach Wanne fahrenden Linien 4 und 14 gab es zusätzlich die heute nicht mehr existierende Haltestelle „Georgskirche“. Sie fuhren jetzt über die Luitpold- und die Hauptstraße zum Stern. Am 18. Dezember 1956 war dann die Weiterführung der Neubautrasse über die Florastraße zum Stern fertiggestellt.

FLORASTRASSE – FELDMARK

Vom 1. Juli 1969 an verkehrte auch die Linie zur Trabrennbahn über die inzwischen als Teil der neuen Florastraße vierspurig ausgebaute, ehemalige Essener Straße in Richtung Feldmark. Damit wurde der Wiederaufbau der Infrastruktur in der Gelsenkirchener Innenstadt nach fast 25 Jahren abgeschlossen.

Der Ausbau der Straßen für die „autogerechte Stadt“ wirkte anfangs in Anbetracht des geringen Individualverkehrs geradezu überdimensioniert. Als Dieter Höltge am 28. April 1966 am Musiktheater Triebwagen 9 auf der Linie 2 und Triebwagen 202 auf der Linie 1 aufnahm, störten weder Autos noch Lastwagen (Sammlung Stefan Höltge).