Der Alte Markt in Gelsenkirchen war von jeher ein wichtiger Platz in Gelsenkirchen. Er lag im Norden des historischen Ortskerns.
Auf der auf der Nordwestseite des alten Marktes lag die sogenannte „Wiese“. Hier hatten einige der Markthändler Schuppen angemietet.
HANS-SACHS-HAUS
Erheblich aufgewertet wurde das Umfeld des Alten Marktes durch den Bau des Hans-Sachs-Hauses in den Jahren 1924 bis 1927. Das von dem Essener Architekten Alfred Fischer (1881 – 1950) entworfene Verwaltungs-, Geschäfts- und Hotelgebäude wurde vor allem von der Stadtverwaltung Gelsenkirchen genutzt, der das 1879 eingeweihte Rathaus infolge des rasanten Wachstums der Stadt zu eng geworden war.
Parallel mit der Planung und dem Bau des Hans-Sachs-Hauses wurde auch die Infrastruktur der Gelsenkirchener Innenstadt überarbeitet. Davon waren vor allem die Straßenbahnstrecken betroffen.
Die seit 1909 von der Hochstraße über die enge Bankstraße zur Bahnhofstraße geführte Strecke von Bismarck und Wanne zum Neumarkt wurde im Bereich der Innenstadt aufgegeben.
Stattdessen wurden die Gleise jetzt von der Hochstraße (heute Hauptstraße) ein kurzes Stück über die Schalker Straße (ehemals Friedrich-Strasse, heute Hansemannstraße) geführt. Über die zweigleisig ausgebaute Marktstraße (heute Von-Oven-Straße) erreichten sie den Alten Markt und das Hans-Sachs-Haus.
Zwischen dem Alten Markt und dem Neumarkt wurde die bestehende Trasse der Straßenbahnstrecke von Gelsenkirchen nach Heßler in der Bann-Strasse (heute Ebertstraße) mitgenutzt. Diese Strecke verlief zunächst parallel zum Alten Markt.
An der Nordseite des Alten Marktes befand sich eine T-Kreuzung. Nach Westen zweigte die Strecke nach Heßler ab. Sie passierte die Nordflanke der „Wiese“ und nahm dann ihren Weg über die Wilhelminenstraße nach Heßler. Nach Osten führte der Abzweig in die Florastraße. Die Linie nach Bismarck fuhr von hier über die Leopoldstraße und die Hochstraße weiter zum Stern und zur Bismarckstrasse. Die Linie nach Schalke nahm den Weg von der Florastraße über die Friedrich-Strasse (heute Schalker Straße) zum Schalker Markt.
Die hier als Beitragsbild gezeigte, 1938 gelaufene Postkarte von Romanns Kunstanstalt in Herne (Sammlung Ludwig Schönefeld) zeigt den Alten Markt und das Hans-Sachs-Haus. Die Linie 4 (wir sehen hier einen Wagen rechts unten) fuhr im Sommer 1938 von hier zum Rathaus in Steele. Im Winterfahrplan 1938 wurde sie dann ab dem 2. Oktober 1938 über Heßler nach Horst weitergeführt.
AN DER WIESE NACH DEM KRIEG
Die Straßenbahnverbindung von Gelsenkirchen über Heßler nach Horst wurde am 27. Dezember 1954 eingestellt. Der Gleiswechsel an der Wiese blieb jedoch in Betrieb. Er wurde jetzt unter anderem als Endstelle für die zwischen Gelsenkirchen und Rotthausen in der Hauptverkehrszeit eingesetzten Einsatzwagen genutzt.
In diesem Dienst stand im März 1955 der auf dem nachfolgenden Bild von Reinhardt Todt (Sammlung Wolfgang R. Reimann) als „4 E“ ausgeschilderte Triebwagen 35 (Waggonfabrik Uerdingen 1912).
Bei der Tankstelle im Hintergrund handelt es sich um die Tankstelle Zanker. Die Adresse lautete damals schlicht „Auf der Wiese“ – ohne Hausnummer. Im Hintergrund sind links das Haus Wilhelminenstraße 2 und rechts das Haus Königstraße 2 zu erkennen.
Heute ist der gesamte Bereich der Wiese mit dem VHS Bildungszentrum (Ebertstraße 19) und dem Gebäudekomplex Overwegstraße 24 – 32 überbaut. Die Adresse „Auf der Wiese“ existiert nicht mehr.
