ORT OHNE BAHNHOF

Zu den wichtigsten kommunalpolitischen Zielen des Horster Amtmanns Franz Heinrich Adolf Kranefeld (1855 – 1914) gehörte seit seiner Ernennung im Jahr 1891 die Verbesserung der Verkehrsanbindung. Priorität hatte dabei der Anschluss der Gemeinde an das Eisenbahnnetz.

Bereits am 13. Mai 1895 schickte Amtmann Kranefeld deshalb ein Gesuch an die Eisenbahndirektion Essen mit der Bitte, an der Emschertalbahn einen Personenbahnhof für die Bürgerinnen und Bürger im Amt Horst zu errichten. Die Emschertalbahn war zwischen 1871 und 1878 durch die Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft in mehreren Teilabschnitten zwischen Sterkrade, Wanne und Dortmund in Betrieb genommen worden. Am 11. November 1868 wurde die Konzession für die neue Strecke erteilt. Der Abschnitt von Schalke nach Sterkrade konnte am 15. November 1873 eröffnet werden, nachdem am 7. November 1871 bereits die Verbindung von Schalke nach Wanne in Betrieb gesetzt worden war.

Die Trasse der Emschertalbahn führte durch die Horstermark. Sie lag hier unmittelbar zwischen einem bei Hochwasser als Flutungsfläche genutzten Altlauf der Emscher, dem sogenannten Schleusengraben, und den 1857 und 1890 abgeteuften Schächten der Schachtanlage Nordstern. In diesem Bereich hätte man gut einen Bahnhof bauen können. Dennoch kam die Eisenbahndirektion Essen der Bitte des Horster Amtmanns nicht nach. Horst blieb ohne Bahnhof.

NEUE HOFFNUNG


Im Norden der Gemeinde Horst hatte die ehemalige Westfälische Staatseisenbahn am 20. August 1879 eine weitere Eisenbahnstrecke in Betrieb genommen. Sie führte von Huckarde nach Sterkrade (Osterfeld), diente aber allein dem Güterverkehr. Am 15. Oktober 1884 wurde die Verbindung aufgrund des geringen Transportaufkommens stillgelegt.

Die Hoffnung, endlich einen Personenbahnhof zu bekommen, keimte erneut auf, als die Strecke am 30. Juni 1900 reaktiviert wurde: zunächst als Zechenanschlussbahn zwischen Bismarck und Horst, dann ab dem 1. Oktober 1901 als öffentliche Güterbahn auf der Gesamtstrecke von Bismarck bis Osterfeld.

Die Hoffnung des Horster Amtmanns wurde jedoch erneut enttäuscht. „Horst-Nord“ blieb als Anschlussbahnhof der umliegenden Zechen ein reiner Güterbahnhof.