Bereits 1892 hatte sich die 1879 durch Herrmann Bachstein gegründete Centralverwaltung für Secundairbahnen um den Bau eines Straßenbahnnetzes in Gelsenkirchen bemüht. Zuvor hatte sie im April 1892 einen Vertrag mit dem Landkreis Essen geschlossen, der das Unternehmen zum alleinigen Bau von Straßenbahnen im Landkreis Essen bevollmächtigte.
Nachdem auch die Gemeinde Rotthausen dem Bau der Linie zustimmte, konnte diese am 2. September 1898 in Betrieb genommen werden. Die Endstelle in Rotthausen lag zunächst in der Bruno-Strasse. Hier entstand das Titelbild dieses Kapitels (Siemens-Historical-Institute). Es zeigt den Triebwagen 52 der Essener Straßenbahn. Im Unterschied zu den Fahrzeugen der Gelsenkirchener Straßenbahn waren die Essener Wagen damals mit Rollenstromabnehmern ausgestattet. Hier ist dieser bereits für die Rückfahrt umgelegt.
PARALLELGLEISE
Bereits 1896 hatten sich Siemens & Halske und die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft darauf verständigt, bestimmte Strecken gemeinsam zu nutzen. In diesem Kontext wurde der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft die Möglichkeit eingeräumt, ihre Linie nach der Fertigstellung neuer Eisenbahnüberführungen in der Aah-Strasse (ab 1924 Rotthauser Straße) bis zum Gelsenkirchener Rathaus weiterzuführen. Die Überführungen waren im Zusammenhang mit der Anhebung der Cöln-Mindener-Bahn und dem Bahnhofsneubau in den Jahren 1899 bis 1904 entstanden.
Das auf der südöstlichen Seite der Aah-Strasse liegende Gleis der Gelsenkirchener Straßenbahn durfte die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft gleichwohl nur im Bereich der 1903 fertiggestellten Eisenbahnüberführung befahren. Dies führte in der Aah-Strasse zu der aus heutiger Sicht grotesken Situation, dass das Essener Gleis ganz auf der stadteinwärts linken Straßenseite lag während sich das Gelsenkirchener Gleis separat auf der stadteinwärts rechten Straßenseite befand.
Noch Anfang der 1950er-Jahre war die ungewöhnliche Gleislage im Verlauf der Rotthauser Straße (zuvor Aah-Strasse) zu erkennen, obwohl die enge Zusammenarbeit zwischen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Grundlage gelegt hatte, die ursprünglich separat verlegten Gleise mit Weichen zu verbinden und im Interesse eines effizienten Straßenbahnverkehrs gemeinschaftlich zu nutzen.
Die Gelsenkirchener Straßenbahn konnte nach der Eröffnung des neuen Bahnhofs auf die Strecke in der Aah-Straße verzichten. Jetzt konnte die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft die Gleise in beiden Richtungen befahren.
Nach der Fertigstellung der Dickamp-Strasse (heute Husemannstraße) auf der Trasse der ehemaligen Wilhelminenbahn wurde die Essener Linie vom Rathaus (heute Machensplatz) über die neue Straße bis zum Bahnhof geführt. Am 1. April 1909 wurde die Neubaustrecke in Betrieb genommen. Als Endstelle wurde jetzt die Ausweiche vor der Kreuzung mit der Bahnhof-Strasse genutzt.
Das nachfolgende, im Ersten Weltkrieg entstandene Privatfoto, zeigt einen dreiteiligen Zug der Linie 7. Das Fahrtziel lautet „Gelsenkirchen Haupt-Bhf.“ Es entstand vermutlich 1916 in Holsterhausen, wo die Linie 7 die Essener Linie 10 traf. Triebwagen 59 wurde 1898 von der Hamburger Waggonfabrik Falkenried an die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft geliefert. Die elektrische Ausstattung stammt von der Union Elektrizitäts-Gesellschaft aus Berlin. Die beiden Anhängewagen wurden 1906 aus Triebwagen der Baujahre 1893 und 1894, geliefert von Herbrand & Co. aus Köln-Ehrenfeld, umgebaut.
LINIE 7
Nach der Übernahme der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft durch das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk erhielt die ursprünglich mit der Linienfarbe „Weiß“ bezeichnete Linie die Essener Liniennummer 7.
Die Linienführung der „7“ in Gelsenkirchen blieb über Jahrzehnte weitgehend unverändert. Die einzige Änderung stand im Zusammenhang mit der Einstellung des Straßenbahnverkehrs in der Bahnhofstraße. In diesem Zusammenhang wurden alle Straßenbahnlinien vom 29. März 1941 an zwischen dem Neumarkt und dem Hauptbahnhof über die 1917 in Hindenburgstraße umbenannte Dickamp-Strasse geführt. Die „7“ erhielt jetzt eine neue Endstelle vor dem Hauptpostamt.
BIS ZUM STADTBAHNBAU
Erst der Bau der Stadtbahn führte ab dem 26. Mai 1974 zu einer umfangreicheren Änderung der Streckenführung. Die Linie 7 übernahm jetzt von den Linien 1 und 2 das Teilstück über die Ahstraße und Ebertstraße zum Musiktheater. Von dort führte ihr neuer Linienweg über die Florastraße, die Luitpold- und Ringstraße zum Hauptbahnhof.
Der Beginn der Stadtbahnbauarbeiten am Hans-Sachs-Haus erzwang am 20. Juni 1978 die Einstellung der Linie zwischen Katernberg und Gelsenkirchen. Kurze Zeit später begann der Umbau des Machensplatzes. An die Stelle des Anfang der 1960er-Jahre angelegten Kreisverkehrs traten die heutige Verbindung von Rotthauser Straße und Husemannstraße sowie der Rückbau der Zeppelinallee.
Das Beitragsbild, ein im Ersten Weltkrieg entstandenes Privatfoto, zeigt einen dreiteiligen Zug der Linie 7. Es entstand vermutlich 1916 in Holsterhausen, wo die Linie 7 die Essener Linie 10 traf. Triebwagen 59 wurde 1898 von der Hamburger Waggonfabrik Falkenried an die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft geliefert. Die elektrische Ausstattung stammt von der Union Elektrizitäts-Gesellschaft aus Berlin. Die beiden Anhängewagen wurden 1906 aus Triebwagen der Baujahre 1893 und 1894, geliefert von Herbrand & Co. aus Köln-Ehrenfeld, umgebaut.
Auf der nachfolgend abgebildeten Postkarte aus dem Gelsenkirchener Verlag J. F. Mummelthey sind links die Endstelle der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft in der Dickamp-Strasse und rechts ein Wagen der aus Bismarck kommenden Linie 2 auf der Bahnhof-Strasse zu sehen. Bei der Schreibweise der Bahnhofstraße orientierte sich der Postkartenverlag bereits an der modernen Form.