RÖHLINGHAUSEN

Bereits in den Anfangsjahren der Straßenbahn in Gelsenkirchen fuhren auf der Linie 3 Verstärkerwagen aus dem Zentrum der Stadt zur Kolonie Pluto in Röhlinghausen. In den 1950er-Jahren wurden die zwischen Rotthausen und Röhlinghausen auf der Linie 14 eingesetzten Altbautriebwagen häufig am Gelsenkirchener Hauptbahnhof fotografiert. Allein schon wegen der Beschilderung. Das Fahrtziel „Kolonie Pluto“ wurde von den in der Nachkriegszeit durch das Revier reisenden Straßenbahnfreunden als ruhrgebietstypisch empfunden.

Auf dem Linienschild stand damals „Röhlinghausen – Kolonie Pluto“. Das dokumentiert das hier als Beitragsbild gezeigte Foto vom 23. Juni 1956 (Foto Dieter Höltge – Sammlung Stefan Höltge).

Tatsächlich fuhr die Straßenbahn an Röhlinghausen vorbei. Das zeigt der nachfolgende Ausschnitt aus einem 1929 vom Vermessungsamt der Stadt Wanne-Eickel angefertigten Stadtplan. Die Straßenbahnlinie ist gelb, das Zentrum von Röhlinghausen ist mit einem roten Kreis markiert.

Bei der Planung der Straßenbahnstrecke entschied sich Siemens & Halske für eine möglichst direkte Streckenführung. Da die damalige Gelsenkirchener Straße noch nicht ausgebaut war, konnten die Packlage und die Gleise leicht eingebracht werden. Auf anliegene Bauten musste weniger Rücksicht genommen werden als bei einer Führung durch das Röhlinghauser Zentrum.

Attraktiv erschien auch die Nähe zur Schachtanlage „Thies“ der Zeche Pluto, die über die Plutostraße an die Straßenbahntrasse angebunden war. Tatsächlich konnten die auf „Pluto-Thies“ beschäftigten Bergleute die meisten Besorgungen des täglichen Bedarfs in unmittelbarer Nähe der Pluto-Kolonien decken. Die im Vergleich zum Hauerlohn teure Straßenbahn wurde nur selten für Einkaufsfahrten nach Wanne-Eickel oder Gelsenkirchen genutzt.

Diese Umstände führten dazu, dass die Straßenbahn außerhalb des Weichbildes von Gelsenkirchen über die gesamte Zeit ihres Bestehens wenig genutzt wurde. Eine Ausnahme waren lediglich die Jahre der Ruhrbesetzung als die Menschen aufgrund der vorübergehenden Schließung des Herner Bahnhofs auf die Straßenbahn ausweisen mussten.

INITIATIVE DER KOMMUNALEN STRASSENBAHN

Für einen kurzen Moment schien es so, als würde das alte Röhlinghausen doch noch einen Straßenbahnanschluss erhalten. Am 11. Mai 1911 traf sich der Verwaltungsausschuss der Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen, um über eine Ausweitung ihres Straßenbahnbetriebes zu beraten. Dieser bestand aus der Straßenbahnlinie von Herne-Baukau über Holsterhausen, Eickel, Hordel, Günnigfeld, Wattenscheid und Westenfeld nach Höntrop.

Der Betriebshof der Bahn befand sich an der Hordeler Straße in Eickel. Eine naheliegende Option war, eine neue Strecke vom Betriebshof über die Bochumerstraße, die heutige Edmund-Weber-Straße, direkt in das Zentrum von Röhlinghausen zu führen.

Eine weitere Straßenbahnverbindung sollte von der Bielefelderstraße in Holsterhausen über die Dorstener Chaussee und die Hernerstraße zum neuen Bahnhof Wanne angelegt werden. Damit wäre eine Linienführung von Röhlinghausen durch Eickel zum Bahnhof Wanne möglich gewesen, ohne in einen Interessenkonflikt mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG zu geraten.

Im August 1913 kamen die Gesellschafter der Kommunalen Straßenbahn überein, ihren Betrieb an die Westfälische Straßenbahn GmbH in Gerthe zu verpachten. Diese realisierte später die Strecke von Holsterhausen nach Wanne. Die Verbindung von Eickel nach Röhlinghausen wurde demgegenüber nicht verwirklicht.