Der erste Betriebshof in Gelsenkirchen entstand in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums an Hochstraße. Das dafür notwendige Grundstück hatte Siemens & Halske einen Monat nach der Erteilung der Konzession von der Gelsenkirchener Firma Koehnen gekauft.
Der Betriebshof bestand aus einer sieben- und einer fünfständigen Wagenhalle, die über das von der Hochstraße abzweigende Zufahrtsgleis und eine Schiebebühne erreicht werden konnten. Die geplante Kapazität waren 60 Trieb- und 38 Beiwagen.
Hinzu kamen ein Kessel- und ein Maschinenhaus. In dieser „Kraftstation“ wurden vier Großwasserkessel mit jeweils 63 Quadratmeter Heizfläche und zwei liegende Verbunddampfmaschinen mit jeweils 300 PS Leistung installiert. Den Strom für die Straßenbahn lieferten zwei Innenpol-Dynamomaschinen mit jeweils 200 Kilowatt Leistung. Zum Betriebshof-Ensemble gehörten darüber hinaus Wirtschafts- und Sozialräume.
MODERNISIERUNG UND AUSBAU
Die geplante Expansion des Unternehmens und die nach dem „Dawes-Plan“ wieder überschaubaren finanziellen Rahmenbedingungen veranlassten das Unternehmen, den Betriebshof in Gelsenkirchen zu modernisieren. In Bochum entstand nahezu zeitgleich ein neuer Zentralbetriebshof, der auch die vorübergehend nach Essen ausgelagerte Verwaltung aufnehmen sollte.
Im Laufe des Jahres 1924 begann die Gesellschaft mit dem Bau der neuen Wagenhalle. Zeitgleich entstand ein modernes Verwaltungsgebäude mit Büros und Dienstwohnungen für den Gelsenkirchener Betrieb.
Das Grundstück für die „spätere Erweiterung“ hatte Siemens & Halske bereits 1894 erworben. Schon bei der Ausarbeitung der Pläne für den Betriebshof im Februar 1895 war die Erweiterung eingezeichnet. Mit Blick auf die Auflagen des „Heimfallrechts“ wurde jedoch zunächst eine neue Zentrale in Buer gebaut.
Parallel zum Bau der neuen Halle wurde das alte Hallenensemble unter Beibehaltung der Grundstrukturen umgebaut: Ein Teil der Hochbauten wurde abgebrochen, um Platz für eine neue Gleisharfe und für einen neuen Hallenteil vor der alten Halle zu erhalten. Die Schiebebühne zwischen den Hallen wurde entfernt, die Gleise und die Dachkonstruktion wurden über die zwei ursprünglichen Hallen durchgebunden.
Das neue, von Josef Franke (1876 – 1944) als Portalbau entworfene Verwaltungsgebäude überspannte die Zufahrt zu diesem modernisierten Teil des Betriebshofes.
Zum Jahreswechsel 1926/27 war die neue Wagenhalle, in der 70 zweiachsige Fahrzeuge einen Unterstellplatz finden, weitgehend fertiggestellt. 1927 konnte sie in Betrieb genommen werden. Die Gesamtkapazität liegt jetzt bei 130 Straßenbahnwagen.
Das Beitragsbild, eine 1930 gelaufene Postkarte aus dem Verlag Hermann Lorch, Dortmund (Sammlung Ludwig Schönefeld), zeigt den umgebauten Betriebshof mit einem ausrückenden Zug der Linie 3. Zugfahrzeug ist der umgebaute Siemens-Triebwagen 26 (Hofmann 1896). Er war bis 1938 im Personenverkehr im Einsatz. Als Schneeräum-Wagen 626 wurde er Anfang der 1950er-Jahre endgültig ausgemustert.
ZERSTÖRUNG UND WIEDERAUFBAU
Während des Bombardements im Zweiten Weltkrieg wurde der Betriebshof in Gelsenkirchen schwer beschädigt, vor allem während eines britischen Bombardements am 6. November 1944. Große Teile des Daches sind zusammengebrochen. Der Wiederaufbau zog sich über mehrere Jahre hin. Erst 1949 waren wieder alle Einrichtungen des Betriebshofes in Betrieb.
Von 1949 bis zur Jahrtausendwende war der Betriebshof an der inzwischen in „Hauptstraße“ umbenannten Hochstraße unverändert in Betrieb. Zunehmend wurde aber auch das Alter der Anlage deutlich. Für den Unterhalt und die Wartung der Niederflurwagen war die Hallen nicht mehr optimal geeignet.
NEUBAU AN ALTER STELLE
Vor diesem Hintergrund fiel die Entscheidung für einen Neubau. Im Lauf des Jahres 2000 begannen die Arbeiten für den Neubau. Die für die Fußballweltmeisterschaft von 1974 am Parkstadion gebaute Wende- und Abstellanlage wurde zum provisorischen Betriebshof Berger Feld umgebaut. Hier entstanden eine provisorische Werkstatthalle. Die notwendigen Büros und Sozialräume wurden in Containern untergebracht.
Am 16. August 2001 wurde der Grundstein für den Neubau des Betriebshofes Gelsenkirchen gelegt. Am 1. April 2003 konnten die neuen Wagenhallen in Betrieb genommen werden.
Am 18. Mai 2003 wurde das Ereignis mit einem „Tag der offenen Tür“ gefeiert.
Die provisorischen Anlagen am Berger Feld wurden im folgenden Jahr zurückgebaut.