NACH HORST

Die Gemeinde Horst war um die Jahrhundertwende eine aufstrebende Industriegemeinde im Emscherbruch. Das Zentrum des Ortes befand sich am ursprünglichen Lauf des später kanalisierten und nach Süden verschobenen Flusses. Die ältesten Häuser befanden sich nordwestlich des 1578 in Form eines Wasserschlosses angelegten Hauses Horst („Schloss Horst“) an der späteren Schloßstraße. Weitere Gebäude waren zwischen der „Emscher Umfluth“ und der Landstraße nach Essen, der späteren Essener Straße, entstanden. Über diese stellte die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft seit 1898 eine Straßenbahnverbindung nach Carnap (ab 1910 „Karnap“) und Essen bereit.

Nördlich der „Emscher Umfluth“ verließen die nach Gladbeck und Buer führenden Straßen den Ort. Im Kreuzungsbereich von „Emscher Umfluth“ und Schloßstraße entstand im Zuge der Emscher-Regulierung ein neues Zentrum, der „Horster Stern“ (heute Marschall-Rüttger-Platz). Ein markanter Orientierungspunkt ist hier die katholische Pfarrkirche St. Hippolythus, deren Grundstein zeitgleich mit dem Baubeginn der Essener Straßenbahnstrecke im Jahr 1897 gelegt wurde. Bereits am 9. August 1898 konnte der als neugotische Hallenkirche errichtete Sakralbau geweiht werden.

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG erreichte Horst im August 1901 mit der Eröffnung der Straßenbahnlinie von Bismarck über Erle und Buer nach Horst über die spätere Hochstraße (heute Buerer Straße).

ZECHE NORDSTERN

Ein zweiter Siedlungsschwerpunkt in Horst entwickelte sich ab 1855 infolge der Abteufung der späteren Steinkohle-Zeche „Nordstern“ im Süden der ursprünglichen Gemeinde, in der sogenannten Horstermark.

Der erste Schacht der Gewerkschaft Blücher wurde bereits 1857 niedergebracht (Blücher III). 1858 begann die Abteufung eines weiteren Schachtes in der Horstermark (Blücher I). Finanzierungsprobleme führten bereits 1860 zur Einstellung der Arbeiten. Die Essen-Arenberger Bergbau-Gesellschaft übernahm das Unternehmen. 1866 konnte unter Mitwirkung des Unternehmers Friedrich Grillo die neue Gewerkschaft „Nordstern“ gegründet werden, die 1868 auf „Nordstern I“ die Förderung aufnahm. Ab 1873 firmierte der Bergbaubetrieb als AG Steinkohlenbergwerk Nordstern.

Die im gleichen Jahr eröffnete Emschertalbahn der Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft stellte der Schachtanlage einen leistungsfähigen Eisenbahnanschluss zur Verfügung. Nach der Abteufung eines zweiten Schachtes stieg die Förderung 1892 auf rund 850.000 Tonnen pro Jahr. Die Schachtanlage blieb bis 1993, zuletzt im Verbund mit der Zeche Consolidation in Gelsenkirchen-Bismarck in Betrieb. Die Schachtanlage Nordstern I / II ist heute, eingebettet in den „Nordsternpark“, ein wichtiges Zeugnis der Industriearchitektur und der Industriekultur in der Metropole Ruhr.

Durch die Ansiedlung von Bergleuten für „Nordstern“ verzehnfachte sich zwischen 1850 und 1890 die Bevölkerung der Gemeinde Horst. Gleichzeitig entstand in der Horstermark ein völlig neuer Stadtteil.