LINIE 2

Obwohl sie als erste Straßenbahnlinie in Gelsenkirchen eröffnet worden war, wurde der Linie Gelsenkirchen – Buer – Horst bei der Einführung der Liniennummern zum Jahreswechsel 1907/08 die Ziffer „2“ zugeordnet.

Bereits 1913 wurde das stark frequentierte Streckenstück im Zentrum von Bismarck zwischen dem Übergang der Emschertalbahn am Amtshaus und der Ausweiche am Bahnhof Bismarck zweigleisig ausgebaut.

Der Erste Weltkrieg bremste die Aufbruchstimmung: Um auf der Strecke Personal einzusparen, wurden die Haltestellen Walpurgisstraße, Grabenstraße, Amt Bismarck, Hohe Emscherbrücke, Friesenstraße, Hochstraße Buer und Kronprinzenstraße vom 1. Dezember 1916 an bis zum Kriegsende nicht mehr bedient.

KOOPERATION

In Horst traf die Linie 2 auf die zwischen dem 11. Juli 1896 und dem 5. August 1898 in mehreren Teilstücken eröffnete, von Bredeney über Essen nach Horst führende Linie 1 der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft. Der Bau einer Verbindungsstrecke durch die Vestischen Kleinbahnen, die am 25. Oktober 1920 eröffnet wurde, ermöglichte eine netzübergreifende Nutzung der Gleisanlagen.

Auf Initiative des Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk vereinbarten die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft eine erste Zusammenarbeit: Man kannte sich gut. Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG teilte sich zu dieser Zeit mit dem Essener Verkehrsbetrieb ein gemeinsames Verwaltungsgebäude in Essen. Dazu wurden die Linie 1 der Essener Straßenbahn und die Linie 2 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG in Horst verbunden. Am 1. September 1921 wurde der Gemeinschaftsverkehr zwischen Bredeney und Buer aufgenommen.

Die Wagen für die Gemeinschaftslinie stellte die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft. Da diese die traditionsreiche Verbindung als Linie 1 bezeichnete, wurde die „1“ auch für die Gemeinschaftslinie übernommen. Die Gelsenkirchener Linie 1 (Schalke Markt – Bochum-Süd) wurde zur Unterscheidung fortan als „1 a“ bezeichnet.

AUSDEHNUNG DES GEMEINSCHAFTSVERKEHRS

Am 20. April 1927 wurde der Gemeinschaftsverkehr auf das Streckenstück von Buer nach Bismarck ausgedehnt. Von den Fahrgästen wurde dieses neue Angebot nicht angenommen, so dass die Linie 1 zum 1. September 1928 wieder bis Buer zurückgenommen wurde.

Zum 1. Januar 1938 übernahm die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG die Strecken der in die Insolvenz geratenen Westfälischen Straßenbahn GmbH. Das Liniennetz wurde neu geordnet. Ziel war nicht nur eine effiziente Nutzung aller Strecken. Zugleich sollten die Linien eindeutig und unverwechselbar benannt werden.

Aufgrund des Gemeinschaftsverkehrs mit der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft erhielt die Gelsenkirchener Linie 2 jetzt auch die Liniennummer 1. Die Ziffer 2 wurde an die Verbindung Verbindung von Gelsenkirchen nach Bochum abgegeben.

Zum Jahreswechsel 1939/40 wurde der Gemeinschaftsverkehr mit der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft auf dem Teilstück von Horst nach Buer eingestellt. Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bedienten die Strecke von Gelsenkirchen über Bismarck und Buer nach Horst jetzt mit der Linie 21.

„ZUR ERINNERUNG – EUER SOHN OTTO“

Das Beitragsbild zeigt den 1926 von der Mainzer Waggonfabrik Gastell an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG gelieferten Triebwagen 526 im Herbst 1926 im Gemeinschaftsverkehr mit der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft in der Schleife Essen-Bredeney.

Einer der Straßenbahner ist „Otto“. Er schenkte das Foto seinen Eltern mit der Widmung: „Zur Erinnerung – Euer Sohn Otto“.

Das Zielschild und die Lackierung der Straßenbahnwagen ermöglichen die recht genaue Datierung des Motivs: Am 20. April 1927 wurde der Gemeinschaftsverkehr über Buer hinaus bis zum Bahnhof Gelsenkirchen-Bismarck ausgedehnt. Die Essener Straßenbahn verwendete damals farbige Linienschilder mit negativer Schrift. In der ersten Phase des Gemeinschaftsverkehrs wurde dieser Standard auch von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG übernommen.

Die Triebwagen der Serie 501 bis 530 waren die ersten Fahrzeuge, die eine neue, grünbeige Lackierung erhielten. Probeweise hatte Gastell einige Fahrzeuge aus der Serie auch in einem etwas dunkleren Gelbton ausgeliefert. Der hellere Farbton – später RAL 1000 – setzte sich jedoch für die nächsten 40 Jahre durch.

Der Beiwagen, er aus der 1912 von der Dortmunder Union gebauten Serie 374 bis 383, trägt demgegenüber noch die alte Lackierung. Sie wurde 1927/28 aufgegeben.