GROTHUSSTRASSE

Über viele Jahre wurde eine Reaktivierung der Straßenbahnverbindung von Gelsenkirchen über Heßler nach Horst nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil: Bei der Planung der vierspurigen Tangente von Gelsenkirchen nach Horst über die Overweg-, die Grothusstraße und die Straße „An der Rennbahn“ wurde ein breiter Mittelstreifen angelegt. Dieser war dafür vorgesehen, einen zweigleisigen Bahnkörper für die Straßenbahn aufzunehmen. Auch der Abstand der über den Rhein-Herne-Kanal gelegten Straßenbrücken lässt die Aufnahme eines mittleren Brückenträgers für den Nahverkehr grundsätzlich zu.

Anfang der 1960er-Jahre war das Thema in Gelsenkirchen noch hoch aktuell: Als die Florastraße zwischen dem neuen Musiktheater und der Feldmark vierspurig ausgebaut wurde, sah man einen vorsorglich gepflasterten Gleisabzweig in die Overwegstrasse für einen modernen Wiederaufbau der Straßenbahnverbindung nach Heßler und Horst vor.

Diesen Abzweig und den Bahnkörper erkennt man sehr gut auf den im folgenden Slider gezeigten Fotos, mit denen der Fotograf Kurt Müller die zum Architektenwettbewerb für den 1965 erfolgten Neubau der Metallberufschule Gelsenkirchen – heute Berufskolleg für Technik und Gestaltung – eingereichten Modelle dokumentierte.

  • Dieser Entwurf für die Metallberufsschule überzeugte im Architekturwettbewerb.
    Im Vordergrund ist die geplante Straßenbahntrasse in der Overwegstraße zu erkennen.
    Kurt Müller - Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen

Als Anfang der 1970er-Jahre das Betriebskonzept für die Stadtbahn Rhein-Ruhr entwickelt wurde, war die Strecke von Gelsenkirchen nach Horst dabei – sogar mit einer Verlängerung bis Gladbeck. Dem Projekt wurde allerdings nur die „3. Prioritätsstufe“ zugeordnet. Am Ende wurde der Plan, eine Stadtbahntrasse nach Horst zu bauen, aufgegeben. Die Pflastersteine in der Florastraße wurden entfernt. Die Kreuzung mit der Overwegstraße erhielt eine durchgehende Teerdecke.

IM KOLLEKTIVEN GEDÄCHTNIS

Gleichwohl blieb der Plan einer direkten Schnellstraßenbahn vom Stadtzentrum nach Horst im kollektiven Gedächtnis der Stadt. Vieles spricht dafür, insbesondere die direkte Anbindung des nordwestlichen Stadtgebiets an die Innenstadt. Andererseits sind die Wege von den Wohngebieten zum Mittelstreifen der Overweg- und Grothusstraße deutlich länger als zu den Haltestellen der Omnibuslinie 383, die heute in den ehemals von der Straßenbahn erschlossenen Wohnstraßen in Heßler und Horst-Süd unterwegs ist.

Es bleibt abzuwarten, ob es zwischen Gelsenkirchen und Horst zu einer Renaissance des Schienenverkehrs kommt.