FAHRZEUGE

Die ersten Straßenbahnwagen in Gelsenkirchen waren recht kleine, zweiachsige Fahrzeuge (Triebwagen 1 bis 57 und 60 bis 75). Sie wurden von Siemens & Halske bei den Waggonfabriken Herbrand, Hofmann und Stoll beschafft. Für besonders verkehrsreiche Streckenabschnitte gab es Beiwagen (Beiwagen 101 bis 155), die an den Ausweichen „umgesetzt“ werden konnten.

Mit ihrem leuchtenden Anstrich in rot und creme unterschieden sich die den Betrieben in Gelsenkirchen und Bochum zugeteilten Fahrzeuge von denen anderer Städte, für die Siemens & Halske ebenfalls einen Straßenbahnbetrleb aufgebaut hatte. Während der Fahrgastraum geschlossen war, mussten die Fahrer ihren Dienst bei jeglicher Witterung auf offenen Plattformen versehen. Eine besonders im Winter unangenehme Arbeit.

Von Anfang an sorgte in Bochum und Gelsenkirchen ein auf dem Dach der Triebwagen montierter Schleifbügel für den Fahrstrom. In Essen wurden demgegenüber sogenannte Rollenstromabnehmer verwendet. An den Endstellen musste der Schaffner den Bügel an einer Leine von der Oberleitung abziehen und auf dem Dach des Wagens so drehen, dass er in Fahrtrichtung „nachgezogen“ werden konnte. Der Fahrer wechselte derweil den Führerstand und hatte mit den Kurbeln für Fahrschalter, Richtungswender und Handbremse zahlreiche Handgriffe zu erledigen.

Besonders im Winter war das Leben der Straßenbahner hart. Oft war die Fahrleitung vereist, die Stromzufuhr wurde unterbrochen. In solchen Fällen musste der Schaffner versuchen, mit dem Stromabnehmer das Eis von der Fahrleitung abzuschlagen, um den Kontakt wieder herzustellen.

Die Fahrgäste schätzten trotz der im Vergleich mit heutigen Straßenbahnwagen unbequemen Fahrt auf Holzbänken das neue Verkehrsmittel. Auf Postkarten und frühen Fotos dokumentierte man mittels der entsprechend in Szene gesetzten Straßenbahn das fortschrittliche Flair der Stadt.

Das Beitragsbild (Siemens Historical Institute) zeigt den 1896 von der Waggonfabrik Hofmann gebauten Triebwagen 45. Die stabilen Fahrzeuge wurden in späteren Jahren mehrfach umgebaut. Der letzte „Siemens-Triebwagen“ war noch bis Juni 1968 als Arbeitswagen unterwegs.

Demgegenüber wurden die 1898/99 von Herbrand für das Gelsenkirchener Netz gelieferten Triebwagen 60 bis 75 recht schnell ausgemustert oder in untergeordnete Dienste als Arbeitswagen verdrängt.

WEITERE FAHRZEUGBESTELLUNGEN

1896 wurde in Berlin die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG gegründet. Fortan übernahm sie selbst die Fahrzeugbestellungen für das Netz in Gelsenkirchen und Bochum.

Die Details dazu entnehmen Sie bitte den folgenden Unterkapiteln „BOGESTRA 1900 bis 1949“ und „BOGESTRA 1950 BIS HEUTE“.

LITERATURHINWEIS

Für weiterführend Informationen zum Fahrzeugpark der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG verweise ich auf mein 1989 erschienenes Buch „Unterwegs Zwischen Emscher und Ruhr – Geschichte des Wagenparks der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG“, Verlag Reimann, Wuppertal 1989. Es ist über das Internet auch heute noch antiquarisch erhältlich.