ÜBER ERLE NACH HORST

Fünfeinhalb Jahre vergingen, bis die Strecke am 24. Juni 1901 auf der gesamten Länge vom Bahnhof Bismarck über Erle, Middelich, Buer und Beckhausen nach Horst eröffnet werden konnte. Den ersten Wagen fuhr damals Egidius Wozny.

DIE EHRE DER ERSTEN FAHRT

Bei einer Eröffnungsfahrt „an der Kurbel“ zu stehen, war eine ehrenhafte Auszeichnung, an die sich Egidius Wozny noch anlässlich seiner Diamanthochzeit am 17. Januar 1953 erinnerte. Sein Lebensweg ist typisch für die Menschen, die um die Jahrhundertwende von weit her nach Gelsenkirchen kamen.

Wozny zog 1896 mit seiner Frau Maria aus Posen in das Ruhrgebiet. Nachdem er zunächst auf der Zeche Graf Bismarck tätig war, wechselte er zur Straßenbahn, wo er zum Fahrer ausgebildet wurde. Sein Gehalt musste reichen, um eine Familie mit neun Kindern zu ernähren. Zur Diamanthochzeit gratulierten 1953 nach der Aufzeichnung der Gelsenkirchener Stadtchronik neun Enkel und vier Urenkel.

IN GALAUNIFORM

Anders als die Streckeneröffnungen zuvor wurden die ersten Fahrten auf der Strecke von Bismarck nach Horst von Siemens & Halske nicht dokumentiert. Heute können wir uns freuen, dass zumindest der Postkartenverleger A. Lechtenberg aus Erle die Initiative ergriff und ein entsprechendes Postkartenmotiv beauftragte.

Im Unterschied zu den Kollegen im „grauen“ Alltag trugen die Fahrer der zur Eröffnung eingesetzten Wagen am 24. Juni 1901 eine weiße Galauniform. Zum Einsatz kamen die modernsten Fahrzeuge der Gelsenkirchener Straßenbahn. So sehen wir auf dem Bild einen vermutlich gerade erst von der Düsseldorfer Waggonfabrik Weyer & Co. abgelieferten Triebwagen. Die Fahrzeugnummer war am Eröffnungstag noch nicht angeschrieben.

Die vermutlich mit Restarbeiten am Gleis zusammenhängenden Arbeiten waren offensichtlich noch nicht abgeschlossen. Rechts und links liegen noch Schottersteine am Straßenrand.