NEUBEGINN

Am 3. Oktober 1945 hatte sich die Lage im zerstörten Gelsenkirchen und in Essen-Steele zumindest etwas normalisiert, sodass wieder ein durchgehender Verkehr vom Alten Markt in Gelsenkirchen bis zum Grendplatz in Steele angeboten werden konnte.

Bereits am 19. August 1945 war es der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft gelungen, zwischen dem Grendplatz in Steele und der Sparkasse in Kray wieder Straßenbahnen fahren zu lassen. Eine Woche später, am 25. August, fuhren die Bahnen bereits wieder bis zum Bahnhof Kray-Nord.

Vom Betriebshof Leimgard aus konnte am 16. September 1945 die Strecke von der Eisenbahnbrücke am Bahnhof Kray-Nord bis zum Gelsenkirchener Hauptbahnhof in Betrieb genommen werden. Zwei Tage später fuhren die Straßenbahnen wieder bis zum Alten Markt: Nicht genau dokumentiert überliefert ist, ob diese Verkehre von der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft oder von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG durchgeführt wurden. Vermutlich unterstützte man sich gegenseitig.

WEITERFÜHRUNG NACH HÜLLEN

Besonders stark von den Zerstörungen des Krieges betroffen waren die Wohngebiete rund um den Schalker Verein in den Gelsenkirchener Stadtteilen Bulmke und Hüllen.

Dementsprechend dauerte es rund ein Jahr, bis auch die Strecke nach Wanne-Eickel Stück für Stück wieder in Betrieb genommen werden konnte: Von Essen kommend, fuhren die Wagen der Linie 4 am 20. September 1946 wieder bis zur Erichstraße in Hüllen. Ab dem 13. April 1947 war die Strecke bis zur damaligen Wattenscheider Straße (heute Ostpreußenstraße) befahrbar.

Am 24. Dezember 1948 folgt dann ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk:

Die Linie 4 wird vom Grendplatz in Steele über Kray, Rotthausen, Gelsenkirchen, Hüllen und Röhlinghausen bis zum Hauptbahnhof in Wanne-Eickel durchgebunden. Zu verkehrsstarken Zeiten fährt zwischen der Ausweiche Karl-Meyer-Straße in Rotthausen und der Kolonie Pluto in Röhlinghausen seit Anfang der 1950er-Jahre die Linie 14.

Das von Reinhard Todt fotografierte Beitragsbild (Sammlung Wolfgang R. Reimann) hat in der Straßenbahn-Fachliteratur regelrecht „Kult-Status“. Kaum eine Veröffentlichung über den Straßenbahnverkehr im Ruhrgebiet verzichtet auf die Anfang der 1950er-Jahre am Scheidtmannstor in Steele entstandene Aufnahme.

Der nachfolgende Schnappschuss von Peter Boehm aus einem in Gelsenkirchen Hauptbahnhof anfahrenden Regionalzug zeigt die in Gelsenkirchen neue eingeführte Linie 14 auf dem Bahnhofsvorplatz. Links sehen wir Triebwagen 137 in Richtung Karl-Meyer-Straße, rechts einen bauartgleichen Triebwagen in Richtung Kolonie Pluto. Im Hintergrund ist noch ein Essener Zug der Linie 7 mit einem der fünf, 1927 von der Waggonfabrik Gastell gelieferten Mitteleinstiegs-Triebwagen zu erkennen (Sammlung Axel Reuther).