INS VESTISCHE

Das neben der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft / Essener Verkehrs-AG dritte in Gelsenkirchen tätige Verkehrsunternehmen war und ist die Vestische Straßenbahnen GmbH. Bis 1940 firmierte sie als Vestische Kleinbahnen GmbH. Sie erschloss von Herten über ein weitverzweigtes Überlandnetz die Gemeinden des Vests Recklinghausen und Teile der heutigen Städte Gladbeck, Bottrop und Oberhausen.

Das Unternehmen ging aus der Straßenbahn Recklinghausen – Herten – Wanne, der Keimzelle der späteren „Recklinghausener Straßenbahnen“ hervor. Ihre Initiatoren waren der Kreis Recklinghausen, die Stadt- und Landgemeinde Recklinghausen sowie die Landgemeinden Herten, Wanne und Crange. Die Stammlinie wurde am 10. Mai 1901 eröffnet. Betrieblicher Mittelpunkt war der Betriebshof in Herten.

In den folgenden Jahren trat die Straßenbahn Recklinghausen – Herten – Wanne als Bauunternehmer und Betriebsführerin weiterer Straßenbahnprojekte im Vest hervor. Eigentümer der von ihr betriebenen Strecken waren jeweils die kommunalen Körperschaften. Sie übernahmen anfangs sowohl die Finanzierung als auch das unternehmerische Risiko. Am 21. Mai 1915 brachten die insgesamt 24 an den Straßenbahnstrecken beteiligten Kreise und Gemeinden ihr Anlagevermögen und die Betriebsmittel in eine gemeinsame Gesellschaft, die Vestische Kleinbahnen GmbH, ein.

STRASSENBAHN HERTEN – BUER

In der Landgemeinde Buer, der späteren Stadt Buer und in den heute zu Gelsenkirchen gehörenden nördlichen Stadtteilen war die „Vestische“ über viele Jahrzehnte der wichtigste Verkehrsträger. Ihre Omnibuslinien sind noch heute allgegenwärtig.

Als erste Straßenbahnstrecke aus dem heute zu Gelsenkirchen gehörenden Stadtgebiet eröffnete die Straßenbahn Recklinghausen – Herten – Wanne am 1. Mai 1908 die 5,8 Kilometer lange Verbindung von Herten über Resse nach Buer-Erle / Middelich. Auftraggeber war der Verwaltungsausschuss der Straßenbahn Herten – Buer.

Die ab 1913 als Linie 2 und später als Linie 13 bezeichnete Verbindung über die Ewaldstraße in Resse zur Grenzstraße in Erle-Middelich bot eine direkte Umstiegsmöglichkeit zur Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG sowie einen fußläufigen Zugang zum Ausflugsziel „Haus Berge“.

Bemerkenswert war die als Schleife angelegte Endstelle. Sie hatte man vermutlich für den Betrieb mit Beiwagen angelegt. Später gewährleistete die Schleife eine schnelle Rückfahrt. Dadurch konnte die Strecke kostengünstig im 30-Minuten-Takt mit Solotriebwagen betrieben werden. Ein Umlegen des Lyra-Stromabnehmers war nicht notwendig.

Am 15. Mai 1936 wurde das 2,7 Kilometer lange Teilstück von Resse nach Middelich eingestellt und umgehend demontiert. Bereits in den Jahren zuvor war die Linie kaum frequentiert und für die Vestischen Kleinbahnen wirtschaftlich eher eine Belastung.

Das Beitragsbild, eine 1908 zur Eröffnung der Linie im Atelier von Elvira von F. Pasnokaites in Buer-Erle erschienene Postkarte (Sammlung Ludwig Schönefeld), zeigt die Endstelle Linie Resse – Erle an der Ecke Grenzstraße / Bismarckstraße in Erle-Middelich. Im Detail (unten) ist Triebwagen 10 der Recklinghausener Straßenbahnen neben einem umgebauten Siemens-Triebwagen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG zu erkennen. Er wurde 1901 von der Waggonfabrik Busch in Bautzen als letztes Fahrzeug der Erstausstattung gebaut (Triebwagen 1 bis 10).