VON GLADBECK

Wie bereits an anderer Stelle berichtet, trieben die Vestischen Kleinbahnen ausgehend von der am 10. Mai 1901 in Betrieb genommenen Straßenbahn Recklinghausen – Herten – Wanne den dezentralen Aufbau eines Straßen- und Kleinbahnnetzes im nördlichen Ruhrgebiet voran.

Im Jahr 1907 beauftragte der Landkreis Recklinghausen das Unternehmen unter anderem mit dem Bau einer rund 18 Kilometer langen Straßenbahnverbindung von Horst über Gladbeck und Bottrop nach Osterfeld. Den Betriebsmittelpunkt bildete ein neues Straßenbahndepot in Bottrop. Die für das Bottroper Netz notwendigen 13 Triebwagen (Nr. 101 bis 113) lieferte die Waggonfabrik Falkenried nach einer Bauzeichnung, die zuvor bereits für die Straßenbahn der Stadt Herne verwendet worden war. Neun passende Beiwagen (Nr. 151 – 159) kamen von der Waggonfabrik Uerdingen.

Am 28. Mai 1909 wurde die Teilstrecke von Gladbeck nach Bottrop dem Betrieb übergeben, am 15. Juli 1909 erreichte die „Recklinghausener Strassenbahnen“ die Endstelle in Osterfeld.

VERZÖGERUNG

Die Fertigstellung des östlichen Streckenastes verzögerte sich durch Verhandlungen mit der Staatsbahn hinsichtlich der ursprünglich geplanten niveaugleichen Kreuzung am Bahnhof Horst-Nord im Zuge der Gladbeckerstrasse (heute Gladbecker Straße). Nachdem die Verhandlungen erfolglos blieben, entschied man sich, die Eisenbahngleise mittels einer Brücke zu überwinden.

Um die Inbetriebnahme der Straßenbahn nicht zu verzögern, wurde das erste 4,09 Kilometer lange Teilstück der Straßenbahnlinie nach Horst am 2. September 1909 zwischen dem Rathaus in Gladbeck und der Ortsgrenze am Bahnhof Horst-Nord dem Betrieb übergeben.

Einige Monate später war die für die Weiterführung der Strecke notwendige Straßebahnbrücke am Bahnhof Horst-Nord fertiggestellt.

Am 13. Mai 1910 konnte die weiterhin eingleisige Strecke vom Bahnhof Horst-Nord zur Endstelle in der Gladbeckerstrasse, die aus zwei Stumpfgleisen bestand, in Betrieb gehen.

LINIE B

Drei Jahre später wurden im Bottroper Netz der Recklinghausener Strassenbahnen Buchstaben zur Bezeichnung der Linien vergeben. Der Linie von Gladbeck nach Horst wurde der Buchstabe „B“ zugeordnet. Nach der Umstellung auf Ziffern verkehrten die Linien 17 (Gladbeck – Horst – Horst-Süd) und einige Jahre auch die Linie 19 (Rentfort – Gladbeck – Horst – Essen – Bredeney) auf der Strecke.

Das Beitragsbild, ein vermutlich unmittelbar nach der Streckeneröffnung aufgenommenes Postkartenmotiv (Verlag W. Kirsch, Horst-Emscher – Sammlung Ludwig Schönefeld), zeigt den Triebwagen 111 der Recklinghausener Strassenbahnen an der Endstelle. Im Hintergrund links hat bereits der Abbruch einer Mauer begonnen. Auch das Haus links wird kurz danach der Spitzhacke zum Opfer fallen, um den notwendigen Platz für den Neubau des Horster Amtshauses und die Anlage eines repräsentativen Ortszentrums zu schaffen.