BAHNHOFSTRASSE

Abweichend zu anderen Straßen hatte man die Bahnhofstraße 1910 beim zweigleisigen Ausbau mit einem Holzpflaster befestigt. Das aus der Steiermark bezogene Lärchenholz sollte den Lärm von Pferdefuhrwerken und den mit Vollgummi bereiften frühen Kraftfahrzeugen mindern.

Das Holzpflaster brachte aber auch Probleme. In der Sommerhitze des Jahres 1914 erwärmten sich die Straßenbahnschienen weit über das übliche Maß. Da es keine Ausgleichstücke gab und das Pflaster keinen Widerstand bot, wurden die Schienen am 20. Juli aus der Straße herausgedrückt.

Um das Problem zu beheben, wurde die „Klötzgengasse“ später in üblicher Bauart neu gepflastert. In diesem Zustand zeigt das Anfang der 1940er-Jahre vom Leipziger Verlag Trinks & Co. als Postkarte angebotene Beitragsbild die Bahnhofstraße (Sammlung Ludwig Schönefeld). Im Zentrum sehen wir einen aus Wattenscheid kommenden Straßenbahnwagen auf der Linie 1, im Hintergrund den Hauptbahnhof.

Zur gleichen Zeit entstand auch das nachfolgende Postkartenmotiv (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld). Es wurde jedoch in Richtung Neumarkt aufgenommen.

VERDRÄNGUNG DER STRASSENBAHN

In den 1920er- und 1930er-Jahren wurden die Straßen in der Innenstadt Stück um Stück den Erfordernissen des stetig steigenden lndividualverkehrs angepasst. Ein Beispiel dafür ist die Umgestaltung des Neumarktes, bei der die ursprüngliche Grünanlage neuen Straßen- und Standflächen geopfert wurde.

Durch Taktverdichtungen nahm auch der Straßenbahnverkehr zu. Die Bahnhofstraße wurde für den Verkehr zu eng. 1941 musste die Straßenbahn ausweichen.

Die bis dahin teilweise noch eingleisige Verbindung vom Rathaus über die Ahstraße zum Markt wurde doppelgleisig ausgebaut. Die Trasse der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft auf der inzwischen in Hindenburgstraße umbenannten Diekamp Straße war bereits seit 1912 doppelgleisig. Auf dem Bahnhofsvorplatz entstand eine leistungsfähige doppelgleisige Verbindung für die Strecken nach Bochum und Steele.

Das abschließende, vermutlich 1942 aufgenommene Postkartenmotiv zeigt den neu gestalteten Abzweig von der Ahstraße in die Diekamp Straße. Ein von der Waggonfabrik Uerdingen gebauter Triebwagen ist auf der Linie 4 in Richtung Steele unterwegs. Sein Fahrscheinwerfer ist bereits mit einem Verdunkelungsaufsatz verdeckt (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Die rechts im Bild sichtbare ESSO-Tankstelle vertrieb zum Zeitpunkt der Aufnahme Benzin im Auftrag der Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft (DAPG). Dies ist im Kontext der im September 1939 erfolgten Umstellung der Mineralölindustrie auf die sogenannte „Kriegswirtschaft“ bemerkenswert. Einerseits sollte in Deutschland nur noch markenloses Benzin verkauft werden. Andererseits war die DAPG, die aufgrund ihres Firmensitzes in Hamburg als deutsches Unternehmen angesehen wurde, ein wichtiger Baustein der Rüstungsindustrie. Deshalb durfte sie ihre Tankstellen weiterhin unter der eigenen Marke betreiben. Die für den Verkauf bereitstehenden Benzin-Kontingente wurden allerdings von der Arbeitsgemeinschaft Mineralölverteilung (AMV) festgelegt.

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