SCHALKER VEREIN

Nach der endgültigen Aufgabe des Gemeinschaftsverkehrs am 12. März 1931 wurde die Streckenführung der Straßenbahn erneut geändert. Die Linie 3 fuhr jetzt von der Ulrichstraße in Günnigfeld über Gelsenkirchen zum Wanner Bahnhof. Das Teilstück vom Wanner Bahnhof nach Eickel II (Holsterhausen, Dorstener Straße) übernahm jetzt wieder die Westfälische Straßenbahn als Linie F. Die Linie von Herne nach Höntrop wurde wieder durchgehend als Linie G betrieben.

Aus den Ämtern Wanne und Eickel war mittlerweile, am 1. April 1926, die kreisfreie Stadt Wanne-Eickel entstanden, die nunmehr auch einen „Hauptbahnhof“ hatte.

EXPANSION

Die Anlagen des „Schalker Vereins“, den wir hier auf einem Ende der 1930er-Jahre aufgenommenen Motiv sehen (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld) waren über die Jahre stetig gewachsen. Sie reichten jetzt bis unmittelbar an die Straßenbahnstrecke in der Wanner Straße heran.

Der als Beitragsbild gezeigte, 1926 vom Vermessungsamt der Stadt Gelsenkirchen angefertigte Plan* zeigt im Vergleich mit dem nachfolgenden Plan aus dem Jahr 1910 (Stadt Gelsenkirchen – Sammlung Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte), in welchem Ausmaß neue Anlagen und Erweiterungen in nur 15 Jahren auf dem Werksgelände entstanden waren. Das Gelände des „Kaiserhofs“ an der Wattenscheider Straße (heute Ostpreußenstraße), den wir bereits in den Kapiteln „Hoffnungsträger“ und „Eröffnung“ kennengelernt haben, war das einzige Grundstück, das der „Schalker Verein“ zwischen der Wanner Straße und der Cöln-Mindener Bahnstrecke nicht für seine Expansion erwerben konnte.

ARBEIT UND LEBEN IN BULMKE-HÜLLEN

Heinz Kleinbudde beschreibt die Symbiose von Stadtteil, Schalker Verein und Straßenbahn in dem 2008 erschienen Buch „Der Schalker Verein – Arbeit und Leben in Bulmke-Hüllen“ wie folgt:

„Gegenüber der Einmündung Erlenbruch-Wannerstraße hatte ein Arzt seine Praxis. … Hier machte die Wanner Straße einen Knick und drückte sich mit einer langen, grauen Mauer dichter an das Werksgelände. Vor dem Krieg folgte das Verwaltungsgebäude Gießerei. … Das große Gebäude daneben, die Modellschreinerei, hatte einen breiten Durchgang, das Tor 2. In unmittelbarer Nähe, aber auf der anderen Straßenseite war Nachbar(schulte). Eine Gaststätte mit kleinem Theatersaal, den jeder kannte. … Die alte Wanner Straße führte an Tor 3 und der Außenmauer der mechanischen Werkstatt vorbei über die Wattenscheider Straße (heute Ostpreußenstraße) Richtung Wanne. … In dieser Straßenführung war noch eine einspurige Straßenbahnverbindung bis zum Hauptbahnhof Wanne. In Stoßzeiten, was ja bei jedem Schichtwechsel der Fall war, kam noch eine Straßenbahnlinie hinzu.“

Einen Eindruck von der „grauen Mauer“ und den Häusern in der Nachbarschaft vermittelt eine an der Ecke von Wanner und Westfalenstrasse aufgenommene Postkarte (Verlag Londkowski, Gelsenkirchen-Hüllen – Sammlung Volker Bruckmann).

Mit der zusätzlichen Verbindung, über die Heinz Kleinbudde in seinen Erinnerungen berichtet, war vermutlich die 1955 ergänzend zur damaligen Linie 4 eingeführte Linie 14 gemeint, über die ich in einem späteren Kapitel berichten werde.

* Der farbig unterlegte Stadtplan wurde 1926 für den Band 20 „Gelsenkirchen“ der Reihe „Monographien deutscher Städte“ vom Vermessungsamt der Stadt Gelsenkirchen angefertigt (Deutscher Kommunal-Verlag, Berlin 1927).