DURCH BUER UND BECKHAUSEN

Auf der Nordseite des Bahnhofs Bismarck passierte die Straßenbahn zunächst den Lauf der „Kleinen Emscher“. Der einem Bach ähnelnde Flusslauf wurde mit einer Holzbohlenbrücke überwunden. Bei einem der damals häufig auftretenden Emscherhochwasser konnten die Bohlen entfernt werden, so dass die Schäden blieben.

Nach wenigen Metern erreichten die Gleise die Ortschaft „Bleck“ und die dort liegende Ausweiche. Bleck ist einer der ältesten Siedlungskerne im heutigen Gelsenkirchener Stadtgebiet. Zum Zeitpunkt des Straßenbahnbaus war das zur Gemeinde Braubauerschaft gehörende Dorf ein beliebtes Ausflugsziel. Dafür sorgten insbesondere die Restauration und der Tierpark im sogenannten „Bismarckhain“.

Das folgende Bild zeigt die Straßenbahnstrecke zwischen dem Bismarckhain und der damaligen Emscherbrücke. Der Straßenbahnwagen fährt in Richtung Forsthaus. Die Bauarbeiten für den Rhein-Herne-Kanal und die Emscherbegradigung haben noch nicht begonnen (Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen).

DURCH ERLE

Nach der Überquerung des Hauptlaufs der Emscher wurden das Forsthaus und die Grenze nach Erle erreicht. Nach der Ausweiche „Forsthaus“ wechselte die Trasse auf die nördliche Straßenseite der Bismarck-Strasse (später Bismarckstraße). In ihrem Verlauf lagen die Ausweichen „Kirchplatz“, „Middelich“ und „Friedhof“.

Die heute als Cranger Straße bezeichnete Strasse verbindet Erle mit dem benachbarten Stadtteil Middelich und Buer. Sie war bereits um die Jahrhundertwende eine belebte Geschäftsstraße.

In Höhe der Ausweiche „Kirchplatz“ entstand 1906 das als Titelbild gezeigte Postkartenmotiv. Der 1900 gebaute Triebwagen 76 befindet sich auf der Fahrt in Richtung Horst (Verlag Adolf Lechtenberg, Erle (Ausschnitt) – Sammlung Ludwig Schönefeld).

ÜBER BUER NACH HORST

Im Zentrum von Buer wurde die Straßenbahntrasse über die damalige Bochumer-Strasse zur Essener Strasse geführt. Der Anschluss zum Betriebshof an der Bredde-Strasse wurde über einen Gleisstern am „Stern“ (heute Goldbergplatz) realisiert. Er diente später auch zum Wenden von Straßenbahnwagen mit Anhängern.

Nach dem Halt in der Ausweiche vor dem Amtshaus führte die Strecke über die Essener Strasse in südlicher, eingleisiger Seitenlage nach Art einer Überlandbahn weiter über Beckhausen nach Horst. Auf diesem Streckenstück lagen die Ausweichen „Schalker-Strasse“, „Kolonie Hugo“, „Beckhausen“, „Bahnhof Buer“ (heute Buer-Süd) und „Holthausen“.

Während zwischen Gelsenkirchen und Buer tagsüber ein 10-Minuten-Takt angeboten wurde, verkehrten die Wagen zwischen Buer und Horst anfangs im 20-Minuten-Takt. Ergänzend zur Linienbezeichnung gab es an den 1900/01 gebauten „Weyer-Wagen“ zur Unterscheidung des Fahrtziels farbige Leuchten über dem Linienschildkasten. Wagen die von Gelsenkirchen nach Buer und weiter nach Horst fuhren, signalisierten dies mit einem gelben Signallicht. Wagen, die nur bis zum Bismarckhain in Bleck fuhren, erhielten ein grünes Signallicht.

Das als Leporello-Postkarte publizierte Postkartenmotiv der Ausweiche „Amtshaus Buer“ zeigt den aus der Erstausstattung stammenden, 1896 gebauten Triebwagen 18, der sich auf dem Weg nach Gelsenkirchen befindet, neben dem noch sehr neuen Triebwagen 99 aus dem Jahr 1901 auf dem Weg nach Horst. Die Postkarte wurde 1903 verschickt (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Volker Bruckmann).

In Beckhausen widmete der Lebensmittel- und Schreibwarenhändler Johann „Hans“ Kruse der neuen Straßenbahnverbindung eine Postkarte. Er betrieb das auf dem Bild rechts zu sehende „Verkaufshaus für Lebensmittel“ an der Horsterstrasse. Erneut ist Triebwagen 18 auf dem Bild. Hier fährt er in Richtung Horst. Ein Zufall? (Verlag H. Kruse, Beckhausen – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Die Endstelle in Horst befand sich in der damaligen Hoch-Strasse (heute Buerer Straße) in Höhe der Einmündung der von der Alten Landstraße kommenden Rosen-Strasse (heute Kreuzung Buerer Straße / Turfstraße). Hier gab es eine Ausweiche, da von Anfang an Beiwagen auf der neuen Strecke eingesetzt wurden.

Der folgende Ausschnitt aus einer 1908 gelaufenen Postkarte zeigt das Umfeld der Endstelle im Detail (Verlag Heinrich Koch, Essen (Sammlung Ludwig Schönefeld). Wenn ein Fotograf kam, waren zu Beginn des Jahrhunderts viele Menschen unterwegs, um dabei zu sein. Niemand dachte damals an schützenswerte Persönlichkeitsrechte. Bei Postkartensammlern sind die lebendigen Motive besonders begehrt.