Rund zwei Jahre nach der Eröffnung der Spillenburger Strecke baute Siemens & Halske das Streckennetz in Steele nach Osten aus.
Hier befand sich in rund zwei Kilometern Entfernung ein weiterer Bahnhof der ehemaligen Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft: der ursprünglich als Haltepunkt Königssteele eröffnete Bahnhof Steele-Nord.
Anders als Steele-West gab es hier seit der Eröffnung der Bahnlinie im Jahr 1962 ein repräsentatives, gemauertes Bahnhofsgebäude.
Um die Jahrhundertwende war Steele-Nord bereits ein Eisenbahnknoten: Nach dem Bau einer Ruhrbrücke hatte man 1863 die Strecke der sogenannten Prinz-Wilhelm-Eisenbahn von Überruhr nach Steele von Westen in den Bahnhof eingeführt. Auf der Ostseite teilte sich die Bergisch-Märkische-Bahn: Die Stammstrecke führte von hier weiter nach Bochum, ein 1863 eröffneter südlicher Streckenast nach Dahlhausen.
Aufgrund seiner Bedeutung im Streckennetz der Reichsbahn wurde „Steele-Nord“ von 1927 bis 1950 zum „Hauptbahnhof“ aufgewertet. Seit 1950 trägt er die schlichte Bezeichnung „Essen-Steele“.
Im Zusammenhang mit dem Ende der 1970er-Jahre vorangetriebenen Umbau des Bahnhofs Steele-West zur Schnittstelle zwischen Nah- und Regionalverkehr verlor der Bahnhof Steele seine Bedeutung. Seit 1979 heißt der Bahnhof „Steele-Ost“.
MIT DER STRASSENBAHN NACH STEELE-NORD
Um die Jahrhundertwende war die Bedeutung des Bahnhofs Steele-Nord groß genug, um die Gelsenkirchener Straßenbahnstrecke bis nach Königssteele zu verlängern. Am 3. Oktober 1900 gingen die 2,02 Streckenkilometer in Betrieb.
Zur Anbindung der Neubaustrecke an die Strecke Steele – Spillenburg entstand im Kreuzungsbereich der Friedrichstrasse und der Berlinerstrasse ein Gleisdreieck. Daran anschließend folgte in der Berlinerstrasse eine Ausweiche.
Nur mit scharfem Auge und Liebe zum Detail ist die Ausweiche auf der nachfolgend abgebildeten Postkarte von 1907 (Verlag W. & C., Essen – Sammlung Ludwig Schönefeld) zu erkennen. Die Gleise und die Oberleitung wurden teilweise retuschiert. Hinter der links erkennbaren, bis heute erhaltenen Grünanlage, in etwa dort, wo auf dem Bild die Kinder stehen, verlief die ehemalige Grenze zwischen den Provinz Rheinland und Westfalen und bis zum 1. April 1926 auch die Stadtgrenze zwischen Steele und Königssteele. Zuvor gehörte Königssteele seit 1885 zum Amt Hattingen. Bis 1885 war der Ort ein Teil des damals noch weit reichenden Amtes Wattenscheid.
DURCH KÖNIGSSTEELE
Von der Ausweiche verlief die Strecke über durchgängig auf der nördlichen Straßenseite bis zur neuen Endestelle „Steele – Bhf. Nord“. Sie lag in Höhe des Kaiser-Wilhelm-Denkmals und damit im Zentrum von Königssteele. An dieser Stelle traf die Kaiserstrasse auf die Berlinerstrasse.
Die Berlinerstrasse fand ihre Fortsetzung hinter der angrenzenden Eisenbahnüberführung in der nach Bochum weiterführenden Chausseestrasse: Diese erhielt 1909 den Namen Bahnhofstrasse, 1926 die Bezeichnung Bochumer Straße und zuletzt 1980 ihren heutigen Namen: Bochumer Landstraße.
Das Beitragsbild zeigt das Kaiser-Wilhelm-Denkmal und die Löwenapotheke auf einer 1922 verkauften Postkarte (Verlag Theodor Wiss, Bochum – Sammlung Ludwig Schönefeld). Am Dachansatz der Apotheke hat der Retuscheur die Fahrdrähte der Straßenbahn übersehen.
Deutlich besser ist die Lage der Endstelle auf der nachfolgenden Postkarte von 1921 zu erkennen (Kunstanstalt Hermann Lorch, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).