NEUMARKT

Das Zentrum Gelsenkirchens befand sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts am Kirchhof rund um die heutige Altstadtkirche. Sie gehörte zum Kirchspiel der Wattenscheider Propstei. Der Kirchenbau wurde von beiden Konfessionen genutzt.

Im Norden des Kirchhofes lag der „Alte Markt“. Hier siedelten sich mit dem beginnenden Wachstum des Ortes die ersten Handwerker und Geschäfte für den täglichen Bedarf an.

1842 trennten sich die Gelsenkirchener Christen: Die Katholiken bauten eine eigene Kirche einige Meter südlich von der bisherigen Gemeinschaftskirche. Damit entstand ein zweiter Marktplatz: der „Neumarkt“.

Mit der Eröffnung des Gelsenkirchener Bahnhofes im Jahr 1847 wurde ein neuer Weg von der Eisenbahnlinie zum Dorf Gelsenkirchen gebaut: die spätere Bahnhofstraße. Schnell entwickelte sie sich zu einer pulsierenden Einkaufsstraße mit zahlreichen Geschäften, Hotelbetrieben und Gaststätten. 1895 nahm sie die am 27. Dezember eröffnete Straßenbahnlinie von Schalke über Gelsenkirchen zur Stadtgrenze Wattenscheid auf.

UMSTEIGEPUNKT UND ENDSTELLE

Der Neumarkt entwickelte sich in den folgenden Jahren zum Zentrum der Stadt. Neben feinen Geschäften siedelte sich am Neumarkt 6 die damalige „Stadt-Sparkasse“ an, 1927 folgte am Neumarkt 3 die Commerzbank an. Die vom Neumarkt zur Ahstraße führende Straße erhielt die dazu passende Bezeichnung „Bankstraße“.

Im Netz der Gelsenkirchener Straßenbahn war der Neumarkt ein wichtiger Umsteigepunkt. Alle Linien kamen hier vorbei. Die Linie über Bismarck, Erle und Buer nutzte den Platz zeitweise als Endstelle.

Die Straßenbahnstrecke in der Bahnhofstraße wurde 1941 stillgelegt. Jetzt fuhren die vom Norden kommenden Straßenbahnen über die Ahstraße zum Hauptbahnhof.

Am Neumarkt blieben die Gleise noch bis in die frühen 1950er-Jahre hinein liegen. Deshalb gibt es eine Reihe von historischen Bilddokumenten, die den 1951 errichteten Neubau der Hauptstelle der Stadtsparkasse mit den Gleisresten zeigen.

WIEDERBELEBUNG ALS STADTBAHN-HALTESTELLE

Bei der Projektierung der Stadtbahn Gelsenkirchen wurde am Neumarkt wieder eine Nahverkehrshaltestelle vorgesehen – nunmehr als Tunnelbahnhof „Neumarkt“. Hier teilen sich die Linien 127 und 302, die über die Rampe am Musiktheater wieder an die Oberfläche kommen, und die weiter im Tunnel geführte Linie 301 nach Bismarck und Erle.

Zwischen 2013 und 2017 wurden der Bahnhof und der über ihm liegende Kreuzungsbereich der ehemaligen Bankstraße und der Ahstraße völlig neu gestaltet. Für den Bau der Stadtbahn hatte man hier 1978 die letzten verbliebenen Gebäude aus der Vorkriegszeit abgebrochen. Die nach dem Abschluss des Stadtbahnbaus neu gestalteten Flächen wurden in Gelsenkirchen als kalt und unattraktiv wahrgenommen.

HEINRICH-KÖNIG-PLATZ

Der neue „Heinrich-König-Platz“ gilt heute als „identitätsstiftende Mitte“ der Stadt. Um das auch im Stadtbahn-Netz erkennbar werden zu lassen, wurde der traditionsreiche Name „Neumarkt“ als Bahnhofsbezeichnung aufgegeben. Wie der neue Platz heißt auch die Stadtbahn-Station jetzt „Heinrich-König-Platz“.

EIN GANZ BESONDERES BILD

Das Titelbild dieses Beitrags ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Die 1914 gedruckte Postkarte wurde mit einer roten Cellulosehydrat-Folie kaschiert. Diese Folie wurde 1908 unter dem Namen Cellophan auf den Markt gebracht. Weil die Postkarte für diese Website digital in schwarz-weiß umgewandelt wurde, erscheint sie deutlich dunkler, aber auch kontrastreicher als die übrigen Abbildungen.

Der Triebwagen 179 wurde 1912 als einer der ersten „Standardwagen“ der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG von der Actien-Gesellschaft Düsseldorfer Eisenbahnbedarf (vormals Weyer & Co.) geliefert. Er überstand den Zweiten Weltkrieg, wurde jedoch bis 1915 ausgemustert.

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