ZUM KANAL

Nach der Einstellung der Linie 3 (Günnigfeld – Gelsenkirchen – Horst) am 27. Dezember 1954 übernahm die Linie 21 werktags im Berufsverkehr und sonntags das gut zweigleisg ausgebaute Teilstück von Horst über die Schloß-, Strunden-, Kranefeld- und Wallstraße zur Kanalbrücke. Endstelle war die Ausweiche an der Haltestelle Eggemannstraße.

Das Angebot richtete sich werktags an die Mitarbeitenden der Zeche Nordstern. Am Wochenende fuhr die Straßenbahn für die Menschen, die an den Ufern des Kanals trotz der nahen Zentralkokerei Nordstern Entspannung und Erholung suchten.

Der Winterfahrplan des Jahres 1956 dokumentiert, wie versteckt der Hinweis auf die Fahrten zur Zeche Nordstern und zum Kanal war: Fahrzeiten waren werktags von 5:25 bis 8:05 Uhr, von 12:05 bis 14:45 Uhr sowie von 17:05 bis 19:45 Uhr. Sonntags fuhr die „21“ zwischen 13:05 und 20:45 Uhr durch Horst-Süd. An allen Tagen wurde ein 20-Minuten-Takt angeboten (Stadtarchiv Hattingen – Zeitgeschichtliche Sammlung).

EINSTELLUNG 1958

Mit der Einstellung der Linie 21 zum Fahrplanwechsel 1958 wurde das Streckenstück, das eine direkte Verbindung von Horst zur Zeche Nordstern herstellte, endgültig aufgegeben.

Als Anfang der 1960er-Jahre das hier als Beitragsbild verwendete Postkartenmotiv für das Stern Kaufhaus von Helmut Mannel aufgenommen wurde, lagen in Horst-Süd noch die Gleise der Straßenbahn (Sammlung Volker Bruckmann). Sie waren, das dokumentiert auch das etwa 1965 von Kurt Müller aufgenommene Foto der Strundenstraße noch in recht gutem Zustand ((Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen).

GLEISDREIECK AM RHEIN-HERNE-KANAL

Praktisch neuwertig war auch ein Gleisdreieck auf der Südseite des Rhein-Herne-Kanals, das man für den Einsatz von Einrichtungswagen an der Abzweigung der Eggemannstraße von der damaligen Grothusstraße gebaut hatte. Die Gleise dieser interessanten Wendestelle waren noch 1971 vorhanden. Das belegt das folgende, im Gelsenkirchener Institut für Stadtgeschichte erhaltene Luftbild. Die Gleise sind am unteren Rand gut zu erkennen. Heute sind der am unteren Bildrand sichtbare Teil der Grothusstraße und die Eggemannstraße vom südlichen Nordsternpark „überbaut“.

Leider haben die Verkehrsamateure in der damaligen Zeit keinen Ausflug zum Kanal übernommen. Damals konzentrierten sich viele Fans auf die Fahrzeuge der Verkehrsbetriebe. So auch Fritz Roth aus Maintal, als er im Juni 1957 den nagelneuen Triebwagen 263 an der Endstelle „Horst Mitte“ ablichtete (Foto Fritz Roth – Sammlung VDVA).

WENIGE RELIKTE

Nach dem Ausbau der Schloßstraße, dem Bau der anschließenden Verbindungsstraße „An der Rennbahn“ und dem Ausbau der Grothusstraße zu einer vierspurigen Schnellstraße ist der ehemalige Straßen- und Streckenverlauf zwischen Horst und der Evangelischen Kirche in Heßler am Melanchtonplatz nur noch schwer nachvollziehbar.

Das einzige Relikt der Strecke waren bis vor einigen Jahren noch wenige Gleismeter, die einst von der Wallstraße zum nördlichen Brückenkopf der Kanalbrücke führten. Claus Sybrecht fotografierte sie am 12. Oktober 2016.