EIN NEUER MITTELPUNKT

Die historischen Streckenführungen der Straßenbahnen von Buer über die Buerer Straße und von Gladbeck über die Gladbecker Straße nach Horst wurden mit der Freigabe der neuen Umgehungsstraßen aufgegeben.

Für die Weiterführung der Umgehungsstraße war es notwendig, in der Buerer Straße einige Häuser abzubrechen. Obwohl diese bereits zum Abbruch vorgesehen waren, hatte die Stadt die zuvor freigezogenen Immobilien Flüchtlingen als vorübergehende Notunterkunft zur Verfügung gestellt. Noch gab es in Gelsenkirchen nicht ausreichend neu gebauten Wohnraum, um die Not der ausgebombten Menschen zu lindern.

Am 15. Juni 1953 hatte man neue Wohnungen für die Flüchtlinge gefunden. Damit konnte der Hauptausschuss der Stadt Gelsenkirchen den Abbruch der Häuser in der Buerer Straße genehmigen.

Die Anlage und der Ausbau der neuen Turfstraße zwischen der Kreuzung mit der Buerer Straße und dem Anschluß an die Schmalhorst- und Schloßstraße in Höhe der Horster Sparkasse nahm etwas mehr als zwei Jahre in Anspruch.

Am 25. Mai 1955 wurde die Kreuzung Turfstraße / Buerer Straße und die Verbindung von der Kreuzung zur Sparkasse für den Individualverkehr freigegeben. Die Straßenbahnen fuhren weiter über den Horster Stern.

In dieser Phase entstand am 15. Juli 1955 das Beitragsbild von Dieter Höltge (Sammlung Stefan Höltge). Es zeigt Triebwagen 124 der Vestischen Straßenbahnen – vermutlich auf der Linie 17, den Essener Triebwagen 774 auf der Linie 1 und den Gelsenkirchener KSW-Wagen 106 auf der Linie 21.

Wenige Momente später entstand – quasi als „Gegenschuss“ das Bild des auf der Linie 21 hinter einem KSW-Triebwagen eingesetzten Beiwagens 345. Die rechts im Hintergrund erkennbare Peitschenlampe gehört zu der bereits für den Individualverkehr freigegebenen südlichen Turfstraße (Foto Dieter Höltge – Sammlung Stefan Höltge).

DIE LETZTEN TAGE DES HORSTER STERNS

Nach weiteren sechs Monaten war zwischen der Sparkasse in Horst und der westlichen Essener Straße die neue Schmalhorststraße fertiggestellt. Vom 25. November 1955 an fuhren die Linien 1 und 21 über die neue Trasse.

Am Haus Horst, für das sich jetzt zunehmend der Name „Schloß Horst“ durchsetzte, entstand in der Schloßstraße die Haltestelle „Horst Sparkasse“ für die Linien 3 und 21.

Für die Linie 1 wurde ein Haltestellenbereich in der neuen Schmalhorststraße, die als südliche Umgehung des Horster Ortskerns die Verbindung zwischen dem Schloß Horst und der Karnaper Straße herstellte, geschaffen.

Damit fuhren nur noch die Linie 17 und 23 der Vestischen Straßenbahnen am Horster Stern: für die „17“ war der Stern zu dieser Zeit die südliche Endstelle auf der Route von Kirchhellen über Gladbeck, Rathaus nach Horst Mitte. Die „23“ passierte den Stern auf der Fahrt von Gladbeck-Zweckel über Horst nach Bottrop.

DEVENSTRASSE

Um auch die Linien 17 und 23 über die Umgehungsstraße führen zu können, investierte die Stadt Gelsenkirchen rund 1,5 Millionen Mark in den Ankauf von Grund- und Immobilien zwischen der Einmündung der Bottroper Straße in die Essener Straße und der Schmalhorststraße für den Bau einer breiten Verbindungsstraße anstelle der vorhandenen, schmalen Devenstraße . Für die Linie 17 sollte in dieser Verbindungsstraße eine neue Endstelle entstehen.

Am 19. Dezember 1955 konnte die Gelsenkirchener Stadtchronik vermelden, dass die Verbindungsstraße nach dem Abbruch der im Weg stehenden Häuser und Ruinen nunmehr gebaut werden könne. Am 11. Januar 1956 wurden im Planum der Devenstraße die ersten Gleise für die Linie 23 und 17 gelegt.

Am 26. März 1956 war der Bau der Umgehungsstraße und der Anschluss über die Devenstraße an die Bottroper Straße fertiggestellt. Die Gleise in der Buerer Straße, am Horster Stern und in der Essener Straße wurden bis auf eine Zufahrt von der Devenstraße zum Betriebshof der Essener Straßenbahn stillgelegt.

Durch die neue Straßenführung gab es in Horst rund um die Sparkasse einen neuen Mittelpunkt – um den Preis, dass die Wege von der Straßenbahn zu den Einzelhandelsgeschäften im alten Ortskern jetzt länger wurden.