Bereits 1893 und 1904 kam es in Horst zu verheerenden Überflutungen. Der Horster Schleusengraben sollte diese Gefahr zumindest teilweise eindämmen. Der mit Deichen versehene Altlauf der Emscher nahm bei Starkregen das in die Emscher strömende Wasser auf und schützte damit den Stadtteil vor Überflutungen. Auf der in diesem Kapitel als Titelbild verwendeten, 1903 verschickten Postkarte sehen wir den Schleusengraben und im Hintergrund den Bahnhof Horst Emscher Süd (Verlag M. Kaufhold, Horstermark – Sammlung Claus Sybrecht).
Nach der Verfüllung des Schleusengrabens und der anschließenden Bebauung der Flächen, mit der 1906 begonnen wurde, wurde Hochwasser zu einem ernsten Problem. Erst mit der vollständigen Regulierung der Emscher und der Installation leistungsstarker Pumpwerke in der Nachkriegszeit konnten die damit verbundenen Gefahren einigermaßen bewältigt werden.
Besonders stark wurde der Stadtteil am 5. und 6. Februar 1909 in Mitleidenschaft gezogen. Besonders betroffen waren die Victoria- und die Franz-Strasse und dort vor allem die Häuser, die der am 21. Juni 1896 gegründete „Bau-Verein, eingetragene Genossenschaft zu Horst-Emscher“ in unmittelbarer Nähe des Schleusengrabens errichtet hatte.
Zu den Neubauten in der Horstermark gehörte auch die Apotheke, auf die der Absender der oben gezeigten Postkarte bereits hinwies. Er schrieb: „An der Stelle, wo das Kreuz ist, steht jetzt eine neue Apotheke.“
Mit dem „Kreuz“ ist vermutlich die Kreuzung mit der Emschertalbahn gemeint. Dort stand der prächtige Bau der Apotheke, den wir auf der folgenden Postkarte am rechten Bildrand sehen (Verlag Heinrich Koch, Essen – Sammlung Ingo Weichelt).

Täuscht die Perspektive oder steht das Wasser im Schleusengraben hier tatsächlich schon höher als 1903?
Tatsächlich konnte die Gefahr durch Überflutungen über lange Zeit nicht eingedämmt werden, weder durch den Bau des Rhein-Herne-Kanals in den Jahren 1908 bis 1914 noch durch die Kanalisation der Emscher. Eine weitere, schwere Hochwasserkatastrophe ereignete sich am 8. Februar 1946, als zwischen Horst-Süd und Essen-Karnap der Emscherdamm brach. 1.500 Häuser wurden ganz oder teilweise überflutet. Rund 3.500 Menschen waren vorübergehend obdachlos.
ERHEBLICHE BERGSCHÄDEN
Begünstigt wurden die Überflutungen des Stadtteils durch die erheblichen Bergschäden in der Horst-Süd. Zwischen 1910 und 1950 senkten sich Teile der Horstermark um bis zu zehn Meter. Der Bahndamm und in diesem Zusammenhang auch die Anlagen des Bahnhofs mussten mehrfach gehoben und angepasst werden. Die ursprünglich niveaugleichen Bahnübergänge westlich und östlich des Bahnhofs wurden schließlich durch Straßenunterführungen ersetzt.
An den Horster Schleusengraben erinnert bis heute die Straße „Am Schleusengraben“.
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