VON ESSEN

Parallel zu Siemens & Halske bemühte sich auch die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft um eine Verbindung nach Steele.

Das gelang am 1. November 1898 in Verlängerung der im gleichen Jahr am 18. Juni eröffneten Verbindung Segeroth – Limbecker Platz – Viehhofer Platz – Hospital.

Die neue Verbindung passierte nach der Haltestelle Hospital (Haltestelle „Varnhorststraße“) den heute noch vorhandenen Wasserturm (damals Haltestelle „Hochbassin“). Über die Essener Strasse (seit 1936 Steeler Straße) führte die Straßenbahnstrecke zunächst bis zur Schachtanlage Johann Deimelsberg 1/2 (Kunstanstalt Hermann Lorch, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Unmittelbar nach der Zeche passierte die Bahn das als Waisenhaus genutzte, repräsentative Gebäude der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung, bevor sie die Altstadt von Steele und dort die neue Endstelle „Steele, Kaiserstrasse“ erreichte.

GEMEINSAME NUTZUNG DER GLEISANLAGEN

Bereits 1896 hatten die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft eine wechselseitige Nutzung ihrer Gleisanlagen in Steele und Gelsenkirchen vereinbart.

Bei der Einführung der Essener Linie in die Steeler Altstadt wurde diese Vereinbarung erstmals angewendet, indem die beiden Gesellschaften jetzt einen gemeinsamen Rundkurs durch Steele anlegten.

Für die Linie aus Essen wurde ein neues Gleis von der Essener Strasse über das Pennekampstor (seit 1926 Scheidtmannstor) zum Isinger Markt und von dort weiter zu der als Endstelle genutzten Ausweiche am Steeler Markt geführt.

Die Verbindung vom Steeler Markt zum bestehenden Gleis der Spillenburger Strecke in der Berlinerstrasse wurde über die Chausseestrasse (seit 1926 Hansastrasse) hergestellt.

KAISER-OTTO-PLATZ

Anfang der 1930er-Jahre wurde der Häuserblock zwischen dem Isinger und dem Steeler Markt abgebrochen. An ihrer Stelle entstand ein neuer und größerer Platz. Er wurde ab 1938 in Erinnerung an einen Reichstag, den Kaiser Otto I. tausend Jahre zuvor in Steele abgehalten hatte, „Kaiser-Otto-Platz“ genannt.

Die nachfolgende Abbildung zeigt den Steeler Markt in dieser Zeit: Im Fokus des Fotografen steht ein damals neues Wohn- und Geschäftshaus in Verlängerung der Kaiserstrasse auf der Südseite des Platzes. Die Ausweiche der Straßenbahn liegt auf der westlichen Seite. Zu erkennen sind lediglich ein Oberleitungsmast und der gepflasterte Bordstein vor den Gleisen am linken Bildrand.

Die aus Gelsenkirchen kommenden Züge der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG fuhren nunmehr von der Überführung am Eisenbahn-Haltepunkt Steele West über eine neu geschaffene Verbindung in der Isinger Strasse (ab 1926 Isinger Tor, ab 1980 Teil der Grenoblestraße) zum Pennekampstor. Von dort erreichten sie die Ausweiche am Steeler Markt. Über die Chausseestraße, die Berlinerstrasse, die Friedrichstrasse und die Karl Humannstrasse traten sie die Rückfahrt nach Gelsenkirchen an.

Den gleichen Weg nahm die Essener Straßenbahn. Sie erreichte über einen Gleisbogen am Isinger Tor wieder die Essener Strasse für die Rückfahrt nach Essen.

In den ersten Betriebsjahren führten die Essener Straßenbahnlinien keine Liniennummer. Stattdessen wurden farbige Linienschilder verwendet: für die Linie nach Steele waren sie grün. Mit der Einführung von Liniennummern mutierte die grüne Linie 1907 zur Linie 9.

Das Beitragsbild dieses Kapitels entstand unmittelbar vor dem Abzweig aus der Karl Humannstraße nach Essen (Kunstanstalt Hermann Lorch, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).

In der Ausschnittvergrößerung sind sowohl die Beschilderung des Straßenbahnwagens auf der Linie 9 als auch die Oberleitung des nach Kray führenden Streckenastes gut zu erkennen. Vermutlich wird der Fahrer das Zielschild in Kürze für die Rückfahrt nach Essen drehen.

Der nachfolgende Plan zeigt die Strecken in der Steeler Innenstadt auf Basis von Luftbildern aus den 1920er-Jahren (© RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0). Die Bezeichnung der Straßen und der Gleisplan entsprechen – mit allen Risiken der Rekonstruktion über historische Abbildungen – der Situation im Jahr 1926.

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