GÜTERVERKEHR

Während des Ersten Weltkrieges wurde im gesamten Ruhrgebiet ein umfassender Kohleverkehr über die Gleise der Straßenbahn eingerichtet.

Das Gelsenkirchener Netz der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG war davon nur am Rand betroffen:

Unter Nutzung der Überlandstrecken ihres Niederbergnetzes transportierten die Bergischen Kleinbahnen (später Wuppertaler Bahnen AG und ab März 1948 Wuppertaler Stadtwerke AG) von 1926 bis 1926 sowie nach dem Zweiten Weltkrieg Kohle von der Zeche Bonifacius in Kray für Industriebetriebe und Privathaushalte im Bergischen Land. Die Wuppertaler Kohlenzüge fuhren von Kray zunächst nach Steele und anschließend über Kupferdreh und Nierenhof nach Barmen und Elberfeld.

Ein weiteres Gelsenkirchener Gütergleis führte zum zwischen 1908 und 1910 auf einem Grundstück nördlich des Hauptbahnhofes neu gebauten Kaiserlichen Postamt. Auf welchen Relationen die Post per Straßenbahn befördert wurde, ist derzeit nur in Bruchstücken bekannt. Das „Postleitheft“ des Jahres 1935/36 erwähnt Postverkehre per Straßenbahn nach Gladbeck, Buer und Wattenscheid. Belegt ist auch, dass die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG für diese Verkehre spezielle Güterwagen vorhielt.

Bis in die 1970er-Jahre hinein wurden noch regelmäßig Postbeutel mit der Straßenbahn befördert. So regelt ein erhalten gebliebener Postbeförderungsvertrag vom 15. Februar 1968 den Transport von einem Postbeutel nach Bochum (Dienstag bis Freitag), zwei Postbeuteln nach Buer (werktäglich), einem Postbeutel nach Wattenscheid (werktäglich) und jeweils einem Postbeutel von Buer und Horst nach Gelsenkirchen (werktäglich).

MARKT-TRANSPORTE

1942 entstand in Höhe der Zeche Alma, abzweigend von der Linie von Gelsenkirchen nach Günnigfeld ein Gütergleis zum Gelsenkirchener Großmarkt. Inwieweit es tatsächlich genutzt wurde, ist bis heute nicht belegt. Möglicherweise gab es Lieferungen für den Wattenscheider Markt. Er verfügte ab 1942 ebenfalls über ein Anschlußgleis auf dem ehemaligen August-Bebel-Platz. Mit der Einstellung der Straßenbahnverbindung nach Günnigfeld entfiel auch dieser Gleisanschluß.

KIESVERKEHRE

Deutlich länger Bestand hatte ein 1943 angelegtes, von der Strecke in der Sutumer Straße abzweigendes Anschlussgleis zum Gelsenkirchener Stadthafen. Die Gleisanlage in der Werftstraße diente vorrangig dem Kiesverkehr für Gleisbauarbeiten. Dieser wurde über einen Hochbunker in Güterwagen der Straßenbahn verladen. Vor der Verladestelle befand sich eine etwa 80 Meter lange Ausweiche.

Bis zur notdürftigen Wiederherstellung der kriegszerstörten Brücke über den Rhein-Herne-Kanal wurde die Ausweiche in der Werftstraße als provisorische Endstelle für die Wagen der Linie 2 genutzt. Auch in späteren Jahren war die Ausweiche nützlich: Als Aufstellgleis für Einsatzwagen bei Sportveranstaltungen in der Glückauf-Kampfbahn.

Der Kiesverkehr wurde 1952 eingestellt. Die Gleisanlage blieb als Abstellanlage für die zu den Spielen des FC Schalke 04 bereitgestellten Einsatzwagen bis zum Ausbau der Sutumer Straße zur Kurt-Schuhmacher-Alle im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Betrieb. Viele Jahre später lagen die Gleise immer noch in der Werftstraße.