NACH RELLINGHAUSEN

Von der Endstelle Spillenburg wurde die Gelsenkirchener Straßenbahnlinie am 29. Mai 1905 ein weiteres Mal verlängert. Nunmehr um zusätzliche 2,57 Kilometer nach Rellinghausen.

Nach der Auflösung des Stiftes Rellinghausen im Jahr 1803 stand der Ort zunächst unter der Verwaltung der benachbarten Bürgermeisterei Steele. 1876 wurde Rellinghausen selbständig. 1910 erfolgte auf eigenen Wunsch die Eingemeindung nach Essen.

Der Betreiber des Gelsenkirchener Straßenbahnnetzes, die Berliner Firma Siemens & Halske, versprach sich von der Anbindung der für damalige Verhältnisse stark industriealisierten Ortschaften im Ruhrtal eine gute Kapitalverzinsung.

Die Neubaustrecke verlief von der bisherigen Endstelle am Ausflugslokal „Zornige Ameise“ weiter auf der südlichen Straßenseite der Bredeneyer Strasse (heute „Zornige Ameise“) bis zur Rellinghauser Gemeindegrenze. An dieser Stelle befindet sich heute die großflächige Kreuzungsanlage mit der Zufahrt von Franken- und Westfalenstraße zur Konrad-Adenauer-Brücke. Früher befand sich hier das Ausflugsrestaurant „Am Schwarzen Horn“.

In einer Rechtskurve wurde die Strecke in die Rellinghauser Hauptstrasse (heute Frankenstraße) geführt: Dieser folgte das Gleis in weiterhin südlicher Seitenlage bis zum Rathaus. Die als Ausweiche ausgeführte Endstelle lag am Stiftplatz in Höhe der Einmündung der damaligen Eisenbahnstrasse (heute Rellinghauser Straße).

Auf dem Weg nach Rellinghausen passierte die Straßenbahn wenige Meter nach der Einfahrt in die Hauptstraße das Wasserschloss Schellenberg.

Wenig später begleiteten die Anlagen der ab 1899 abgeteuften Schachtanlage Langenbrahm II den Streckenverlauf. Die Tiefbauzeche war von 1902 bis 1966 in Betrieb.

Die Endstelle der Straßenbahn befand sich wenige Meter westlich des Stiftplatzes vor der ehemaligen Katholischen Schule in Rellinghausen. Sie war als eingleisiges Stumpfgleis ausgeführt – vermutlich, um Rangierfahrten in Höhe des Stiftplatzes zu vermeiden. Auf der Ostseite des Stiftplatzes, vor den heutigen Häusern Frankenstraße 121 bis 127 gab es eine Ausweiche: Hier kreuzten die abfahrenden Straßenbahnen die ankommenden Wagen.

Das Beitragsbild, eine 1908 gelaufene Postkarte aus dem Verlag von Johann Jost, Rellinghausen (Sammlung Ludwig Schönefeld) zeigt das Streckengleis in der Hauptstrasse in Höhe des Rathauses. Im nachfolgenden Ausschnitt ist recht gut ein im Bereich der Endstelle auf die Rückfahrt nach Steele wartender Triebwagen zu erkennen.