BAU UND ERÖFFNUNG

Der Bau der neuen Strecke verlief ohne größere Komplikationen. So konnte die Gelsenkirchener Straßenbahn die 7,99 Kilometer lange Verbindung nach Steele einschließlich der neuen Wagenhalle Leimgard im Oktober 1897 unmittelbar nach den landespolizeilichen Abnahmefahrten in Betrieb nehmen.

Am 23. Oktober 1897 erteilte die Königliche Regierung in Arnsberg die Genehmigung für den in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden Streckenabschnitt zwischen Gelsenkirchen und Kray.

Am 25. Oktober 1897 folgte die Genehmigung der Königlichen Regierung in Düsseldorf für den Streckenabschnitt zwischen Kray und Steele.

In Gelsenkirchen verlief das Gleis von der Endstelle an der Propsteikirche zunächst auf der linken Straßenseite über die Aah-Strasse bis zur Kreuzung mit der Wilhelminenbahn.

Vor dem am 20. September 1894 eingeweihten Gelsenkirchener Rathaus befand sich die erste Ausweiche. An dieser Stelle nahm ein von Siemens & Halske beauftragter Fotograf vermutlich während der Abnahmefahrt am 23. Oktober 1897 das Beitragsbild dieses Kapitels auf. Der Straßenbahnwagen wartet am damals noch vorhandenen Bahnübergang der Wilhelminenbahn. Bemerkenswert ist die Beschilderung „Steele – Essen“, die auf der Linie über viele Jahre beibehalten wurde (Siemens Historical Institute).

DURCH GARTENBRUCH NACH ROTTHAUSEN

Vom Rathaus aus folgte die Strecke weiterhin linksseitig zunächst der Aah-Strasse bis zur Gemeindegrenze nach Rotthausen. Hier wurde die Strecke über die Gartenbruch-, Bruno- und Schulz-Strasse durch den Ortsteil Gartenbruch nach Rotthausen weitergeführt. Über die Brieser-Strasse wurden die durch den Schwarzbach markierte Grenze nach Kray und die Wagenhalle Leimgard erreicht.

Der südwestliche Abschnitt der Aah-Strasse, die Gartenbruch- und die Bruno-Strasse gingen nach der am 1. Januar 1924 vollzogenen Eingemeindung von Rotthausen nach Gelsenkirchen in der neuen Rotthauser Straße auf. Die Schulz- und Brieser-Strasse wurden zusammengefasst und in Steeler Strasse umbenannt.

EIN FOTO MIT GESCHICHTE

Auf diesem ersten Teilstück nahm der von Siemens & Halske zur Dokumentation der Strecke beauftragte Fotograf 1898 das nachfolgende Foto auf (Siemens Historical Institute). Es zeigt die Kreuzung der Cöln-Mindener Eisenbahnstrecke an der Grenze zwischen Gelsenkirchen und dem zu Rotthausen gehörenden Ortsteil Gartenbruch. Der Straßenbahnwagen steht auf der Rotthauser Seite des Bahnübergangs in der damaligen Gartenbruch-Strasse.

Der von der Waggonfabrik Herbrand gelieferte Triebwagen 60 hat den Bahnübergang auf der Fahrt nach Steele bereits passiert. Links neben dem Straßenbahnwagen ist der nördliche Brückenkopf der ehemals Rheinischen Bahnstrecke von Kray nach Gelsenkirchen zu sehen. An diese Strecke waren die Zechen Bonifacius in Kray und Dahlbusch in Rotthausen angeschlossen. Im weiteren Verlauf überquerte die Rheinische Bahn über eine Brücke die Rotthauser Straße und die Gleise der Cöln-Mindener Eisenbahn, um in Richtung Schalke-Süd weitergeführt zu werden.

Nach der Verstaatlichung der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft wurde die Strecke nach Schalke-Süd im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau des Gelsenkirchener Hauptbahnhofs (1901 – 1904) vorübergehend aufgegeben. Die nicht mehr benötigte Brücke in Rotthausen wurde abgebrochen. Der Siemens-Fotograf nutzte die Reste des südlichen Brückenkopfes für die im Vergleich zum Straßenniveau leicht erhöhte Kameraperspektive.

Der nördliche Streckenast der Rheinischen Anschlussbahn wurde einige Zeit später über eine Verbindungskurve mit der Trasse der Cöln-Mindener Eisenbahn verbunden und in die Gleisanlagen des neuen Bahnhofs eingeführt. Schalke-Süd erhielt im Zusammenhang mit dem Ersatz der „Wilhelminenbahn“ einen Anschluss an den neuen Hauptbahnhof.

Zwischen 1904 und 1907 entstand an der Stelle des nördlichen Brückenkopfes das Bahnbetriebswerk Gelsenkirchen Hauptbahnhof. Der mächtige Ringlokschuppen beherbergte vor allem Lokomotiven für den Güterverkehr sowie zur Bedienung der zahlreichen Anschlussbahnen. Zum 1. Januar 1951 wurde das Bahnbetriebswerk stillgelegt. Zuletzt waren hier Lokomotiven der Baureihen 38, 55, 56, 78 und 91 beheimatet.