Der Bau der neuen Strecke verlief ohne größere Komplikationen. So konnte die 1896 auf Initiative von Siemens & Halske in Berlin gegründete Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG die 7,99 Kilometer lange Verbindung nach Steele, einschließlich der neuen Wagenhalle Leimgard, im Oktober 1897 in zwei Abschnitten in Betrieb nehmen.
Am 23. Oktober 1897 erteilte die Königliche Regierung in Arnsberg die Genehmigung für den in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden Streckenabschnitt zwischen Gelsenkirchen und Kray.
Am 25. Oktober 1897 folgte die Genehmigung der Königlichen Regierung in Düsseldorf für den Streckenabschnitt zwischen Kray und Steele.
In Gelsenkirchen verlief das Gleis von der Endstelle an der Propsteikirche zunächst auf der linken Straßenseite über die Ahstraße bis zur Kreuzung mit der ehemaligen Wilhelminenbahn.
Vor dem am 20. September 1897 eingeweihten Gelsenkirchener Rathaus befand sich die erste Ausweiche. An dieser Stelle entstand das Beitragsbild dieses Kapitels (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund (Ausschnitt) – Sammlung Ludwig Schönefeld).
Vom Rathaus aus folgte die Strecke weiterhin linksseitig der später in der Rotthauser Straße aufgegangenen ehemaligen Gartenbruch-, Bruno- und Schulzstraße nach Rotthausen. Über die Brieserstraße (später Steeler Straße) wurden die durch den Schwarzbach markierte Grenze nach Kray und die Wagenhalle Leimgard erreicht.
EIN FOTO MIT GESCHICHTE
Auf diesem ersten Teilstück nahm der von Siemens & Halske zur Dokumentation der Strecke beauftragte Fotograf vermutlich 1898 das nachfolgende Foto auf (Siemens Historical Institute). Es zeigt die Kreuzung der Cöln-Mindener Eisenbahnstrecke und der Rotthauser Straße.
Der von der Waggonfabrik Herbrand gelieferte Triebwagen 60 hat den Bahnübergang auf der Fahrt nach Steele bereits passiert. Links neben dem Straßenbahnwagen ist der nördliche Brückenkopf der ehemals Rheinischen Bahnstrecke von Kray nach Gelsenkirchen zu sehen. An diese Strecke waren die Zechen Bonifacius in Kray und Dahlbusch in Rotthausen angeschlossen. Im weiteren Verlauf überquerte die Rheinische Bahn über eine Brücke die Rotthauser Straße und die Gleise der Cöln-Mindener Eisenbahn, um in Richtung Schalke-Süd weitergeführt zu werden.
Nach der Verstaatlichung der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft wurde die Strecke nach Schalke-Süd im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau des Gelsenkirchener Hauptbahnhofs (1901 – 1904) vorübergehend aufgegeben. Die nicht mehr benötigte Brücke in Rotthausen wurde abgebrochen. Der Siemens-Fotograf nutzte die Reste des südlichen Brückenkopfes für die im Vergleich zum Straßenniveau leicht erhöhte Kameraperspektive.
Der nördliche Streckenast der Rheinischen Anschlussbahn wurde einige Zeit später über eine Verbindungskurve mit der Trasse der Cöln-Mindener Eisenbahn verbunden und in die Gleisanlagen des neuen Bahnhofs eingeführt. Schalke-Süd erhielt im Zusammenhang mit dem Ersatz der „Wilhelminenbahn“ einen Anschluss an den neuen Hauptbahnhof.
Zwischen 1904 und 1907 entstand an der Stelle des nördlichen Brückenkopfes das Bahnbetriebswerk Gelsenkirchen Hauptbahnhof. Der mächtige Ringlokschuppen beherbergte vor allem Lokomotiven für den Güterverkehr sowie zur Bedienung der zahlreichen Anschlussbahnen. Zum 1. Januar 1951 wurde das Bahnbetriebswerk stillgelegt. Zuletzt waren hier Lokomotiven der Baureihen 38, 55, 56, 78 und 91 beheimatet.
ZURÜCK – ZUM NÄCHSTEN KAPITEL
