NACH WANNE

1896 war Gelsenkirchen eine große Baustelle. Parallel zu den Arbeiten an der Straßenbahnverbindung nach Wattenscheid und Bochum wurde an einer weiteren, von Siemens & Halske geplanten Strecke gebaut: der Verbindung vom Betriebshof an der Hoch-Strasse (heute Hauptstraße) über Bulmke, Hüllen, Röhlinghausen und Bickern zum Bahnhof Wanne.

Die Trasse der neuen Strecke zweigte am Gelsenkirchener Straßenbahnbetriebshof von der nach Bismarck führenden Strecke ab. Sie verlief über die Wanner-Strasse durch Bulmke und Hüllen bis zur Gemeindegrenze und weiter über die Wanner- und Gelsenkircher Strasse durch Röhlinghausen und Bickern zum Bahnhof Wanne.

Die Gleisbauarbeiten für die neue Straßenbahnverbindung wurden 1897 aufgenommen.

Im Verlauf der Wanner Strasse lag das Gleis zunächst auf der stadtauswärts linken, nördlichen Straßenseite. An der Kreuzung mit der heutigen Hüttenstraße schwenkte das Gleis in die Straßenmitte. Die nachfolgende Ausweiche Bulmke wurde genutzt, um das Gleis im weiteren Verlauf der Trasse auf die stadtauswärts rechte, südliche Straßenseite zu führen.

Nach wenigen hundert Metern wurde das weitgehend noch unbebaute, spätere Gelände des „Schalker Vereins“ erreicht. Kurz vor der Kreuzung mit der damaligen Aschenbruch-Strasse (später Wattenscheider Strasse, heute Ostpreußenstraße) wurde die Ausweiche Hüllen angelegt.

Auf dem Reststück der Wanner Strasse (heute Elfriedenstraße) blieb das Gleis auf der Südseite und erreichte so die Grenze der Gemeinde Röhlinghausen im Amt Wanne.

IN RÖHLINGHAUSEN

Für die Fortführung der Straßenbahn in Röhlinghausen wurde die Landstraße von Gelsenkirchen nach Bickern genutzt. Als die Straßenbahn gebaut wurde, wurde die Straße auch in Röhlinghausen noch als Wanner Strasse bezeichnet. Seit der Gründung der Stadt Wanne-Eickel trägt sie ab der Stadtgrenze den Namen „Gelsenkircher Strasse“. Die ungewöhnliche Schreibweise ist bis heute ein Vermächtnis der Stadtverwaltung von Wanne-Eickel.

Nach wenigen Metern wurden die ersten Häuser in Röhlinghausen erreicht. Sie existieren noch heute (Gelsenkircher Straße 211 auf der Südseite und 216 auf der Nordseite der Straße).

An der Einmündung der damaligen Heinrichstrasse (ab 1926 Bochumerstraße, heute Edmund-Weber-Straße) wurde die Strecke in nordöstlicher Richtung über die Wanner Strasse weitergeführt.

Unmittelbar hinter der Einmündung der Heinrichstraße lag die dritte Ausweiche für den angestrebten 10-Minuten-Verkehr. Alle Fahrgäste, deren Reiseziel Röhlinghausen war, mussten später an dieser Ausweiche aussteigen. Ihr Fußweg zur Kolonie Pluto und in das rund einen Kilometer entfernte Zentrum von Röhlinghausen begann mit der Unterquerung der Stammstrecke der Köln-Mindener-Bahn und führte anschließend über die Heinrichstrasse.

An der Fortführung der Wanner Strasse gab es, als die Straßenbahnstrecke gebaut wurde, keine geschlossene Wohnbebauung. Sie blieb auch später eher spärlich. Nach rund 600 Metern, kurz vor der heutigen Eisenbahnüberführung der von Wanne nach Schalke führenden Bahnstrecke, macht die Straße bis heute einen leichten Schwenk nach Osten.

DURCH BICKERN NACH WANNE

Nach weiteren rund 200 Metern knickt die Straße bis heute in einem 90-Grad-Winkel nach Norden in Richtung Bickern ab. Unmittelbar danach befand sich anfangs zwischen der Wanner Strasse und der Einmündung der Feldstrasse die Ausweiche Röhlinghausen. Der Straßenverlauf war hier war von alters her die Gemeindegrenze.

Nach der Kreuzung mit der Emschertalbahn (Bahnstrecke Wanne – Schalke) verlief das Straßenbahngleis über die nächsten etwa 200 Meter weiter auf der rechten, östlichen Straßenseite der Gelsenkircher Strasse. Ein markanter Punkt waren hier die evangelischen Schulen.

An der Einmündung der Hofstrasse (heute Bickernstraße) knickt die Gelsenkircher Straße im 90-Grad-Winkel nach Osten ab. Die Straßenbahngleise folgten ihrem Verlauf nunmehr bis zur Endstelle in Wanne. Diese lag im Nordwesten der Station Wanne vor einem von August Fork betriebenen Gasthof „Zum Reichsadler“. Die hier angelegte, letzte Ausweiche der Strecke ermöglichte das Umsetzen von Beiwagen sowie die Abstellung von Reservefahrzeugen.

Das Beitragsbild, eine frühe Postkartenansicht aus dem Jahr 1904 zeigt das 1872 in Betrieb genommene Stationsgebäude des Bahnhofs Wanne. Im Vordergrund befinden sich die Gleise der Köln-Mindener-Eisenbahn. Der Blick richtet sich nach Norden. Hinter dem Güterschuppen sind die kleine Grünanlage des damaligen Wilhelms-Stifts und die Häuser der Heidstraße zu erkennen (Verlag Theodor Schnitzler, Düsseldorf – Sammlung Ludwig Schönefeld).