NACH WANNE

1896 war Gelsenkirchen eine große Baustelle. Parallel zu den Arbeiten an der Straßenbahnverbindung nach Wattenscheid und Bochum wurde an einer weiteren, von Siemens & Halske geplanten Strecke gebaut: der Verbindung vom Betriebshof an der Hochstrasse (heute Hauptstraße) über Bulmke, Hüllen, Röhlinghausen und Bickern zum Bahnhof Wanne.

Die Trasse der neuen Strecke zweigte am Gelsenkirchener Straßenbahnbetriebshof von der nach Bismarck führenden Strecke ab. Sie verlief über die Wannerstrasse durch Bulmke und Hüllen bis zur Gemeindegrenze und weiter über die Wanner- und Gelsenkirchener Strasse durch Röhlinghausen und Bickern zum Bahnhof Wanne.

EIN BAHNHOF SCHREIBT GESCHICHTE

Der anfangs nur aus einem primitiven Holzgebäude und einem Güterschuppen bestehende Bahnhof Wanne war aus einem 1856 als Übergabestelle für die Zeche Pluto-Thies errichteten Güterbahnhof an der am 15. Mai 1847 eröffneten Köln-Mindener-Eisenbahn entstanden. 1864 hielten am „Pluto-Bahnhof“, dessen Gleisanlagen überwiegend auf dem Gelände der Gemeinde Bickern lagen, die ersten Personenzüge.

Als die Bahnanlagen für den Güterverkehr ab 1867 deutlich erweitert wurden, kam es bezüglich der notwendigen Namensgebung zu einem Streit zwischen den benachbarten Gemeinden Bickern und Eickel. Die Bahnverwaltung suchte nach einer salomonischen Lösung des Konflikts. 1869 benannte sie den Bahnhof nach der Flur, auf der die Anlage errichtet worden war: Wanne.

1872 erhielt der Bahnhof Wanne eine neue Stationsgebäude. Das mit Holz verkleidete Fachwerkgebäude wurde am 10. Juli 1872 eröffnet. Es befand sich im Osten der damaligen Bahnhofstraße (heute Hauptstraße) zwischen der seit 1850 doppelgleisig ausgebauten, ursprünglichen Trasse der Köln-Mindener-Eisenbahn und den Gleisen der am 7. November 1871 als Teil der späteren Emschertalbahn eröffneten Verbindung von Wanne nach Schalke. Von der Bahnhofstraße konnte die Station von den Reisenden über eine etwa 200 Meter lange, mit Ulmen bepflanzte Zuwegung erreicht werden. An diese Allee erinnert heute die Straßenbezeichnung „Ulmenstraße“.

Als 1875 die durch den Personalbedarf der Zechen rasant wachsenden Gemeinden Bickern, Crange, Eickel, Holsterhausen und Röhlinghausen zu einem neuen Amtsbezirk zusammengefasst wurden, wurde der Name des Bahnhofs als Amtsbezeichnung übernommen. 1891 wurde das Amt Wanne in die Amtsbezirke „Wanne“ und „Eickel“ geteilt. Am 1. April 1926 entstand durch den Zusammenschluss der Amtsbezirke die kreisfreie Stadt Wanne-Eickel.

Das Beitragsbild, eine frühe Postkartenansicht aus dem Jahr 1904 zeigt das 1872 in Betrieb genommene Stationsgebäude des Bahnhofs Wanne. Im Vordergrund befinden sich die Gleise der Köln-Mindener-Eisenbahn. Der Blick richtet sich nach Norden. Hinter dem Güterschuppen sind die kleine Grünanlage des damaligen Wilhelms-Stifts und die Häuser der Heidstraße zu erkennen (Verlag Theodor Schnitzler, Düsseldorf – Sammlung Ludwig Schönefeld).

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