BETRIEBSHOF BUER

Im Zuge der Verlängerung der Linie von Gelsenkirchen nach Bismarck über Erle und Buer nach Horst entstand ab 1899 an der Breddestraße in Buer der dritte Betriebshof der Gelsenkirchener Strassenbahnen. Er wurde 1901 mit der neuen Straßenbahnlinie von Bismarck über Erle und Buer nach Horst offiziell eröffnet.

Die Kapazität des Betriebshofes lag bei zwölf Trieb- und acht Beiwagen. Für ihre Unterbringung stand eine sechsständige Wagenhalle zur Verfügung.

Die Außenfassade des Betriebshofes wurde mit unverputztem Backstein ausgeführt. Das Gebäude bestand aus zwei dreiständigen Baukörpern. Glasflächen im Dach und große Seitenfenster versorgten die Halle mit Tageslicht.

In der angrenzenden Kraftstation waren zwei Wasserröhrenkessel mit jeweils 116 Quadratmeter Heizfläche sowie zwei stehende Kondensations-Verbunddampfmaschinen mit einer Leistung von jeweils 170 PS installiert. An diese angeflanscht wurden zwei Innenpol-Dynamomaschinen mit jeweils 115 Kilowatt elektrischer Leistung.

Fotos vom Betriebshof Buer sind ausgesprochen selten. Vor einigen Monaten konnte ich eine Postkarte erwerben, die den Betriebshof vor der Inbetriebnahme zeigt. Das Beitragsbild ist eine Ausschnittsvergrößerung: Die Hochbauten, Waggenhalle, Kraftzentrale und Wohnhausm, sind bereits fertiggestellt. Die Gleis- und Oberleitungsanlagen jedoch fehlen, insbesondere die Zufahrt von der Breddestraße und die spätere Gleisharfe vor der Wagenhalle (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld).

KOMPLIZIERTE ZUFAHRT

Die Betriebshofsanlage lag etwas südlich von der Strecke zwischen der Hölscherstraße und dem damaligen Armenhaus. Die Zufahrt erfolgte vom Buerer „Stern“ (heute Goldbergplatz) über die Bredde-Strasse. Dies führte im Zentrum von Buer, an der aus Hoch-, Goldberg-, Bochumer-, Bredde- und Essener-Straße gebildeten Kreuzung, zu erheblichen Verkehrsbehinderungen durch ein- und ausfahrende Wagen.

Um das Betriebsgleis in der Bredde-Strasse zu erreichen, mussten die aus Gelsenkirchen oder Horst kommenden Straßenbahnwagen zunächst über ein Dreieck in ein etwa 100 Meter langes, vom „Stern“ bis zur Einmündung der Springestraße reichendes Stumpfgleis fahren. In späteren Jahren wurde dieses Stumpfgleis auch als Aufstellgleis für in Buer endende Straßenbahnkurse genutzt.

Der nachfolgende Plan illustriert die damalige Verkehrssituation auf Basis eines Luftbildes aus den 1920er-Jahren (© RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0).

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ENTLASSUNGEN

Bereits ein Jahr nach der Eröffnung des Betriebshofes kam es am 10. Januar 1902 zur Kündigung von 19 Mitarbeitern. Grund dafür war die Auflösung der Werkstatt.

In Buer sollten nach einem Bericht der Gelsenkirchener Zeitung vom 14. Januar 1902 nur noch die nötigsten Wartungsarbeiten an den Straßenbahnwagen erfolgen. Dafür wurden nur noch zwei Schlosser gebraucht. Alle größeren Arbeiten sollten fortan im Betriebshof Gelsenkirchen ausgeführt werden. Ob den betroffenen Mitarbeitern das Angebot gemacht wurde, mit einem weiten Anfahrtsweg nach Gelsenkirchen zu wechseln, ist nicht bekannt.

VERKAUF 1927

Zu Beginn des Geschäftsjahres 1927 wurde der Betriebshof Buer an die Stadt Buer verkauft. Im Geschäftsbericht 1927 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG wird dazu vermerkt, dass der Betriebshof den „Anforderungen, die man heute an einen modernen Betriebshof stellen muss, nicht mehr genügte“.

Es war geplant, anstelle des bisherigen Betriebshofes einen neuen modernen Betriebshof in Buer zu bauen. Dafür wurde im Laufe des Jahres 1927 ein rund 5 Morgen (12.500 Quadratmeter) großes Grundstück an der Essener Straße von der Stadt Buer gekauft.

Zum Bau des neuen Betriebshofes in Buer kam es nicht. Es stellte sich heraus, dass der Betriebshofes Gelsenkirchen nach dem Umbau und einer neuen Wagenhalle in den Jahren 1924 bis 1926 ausreichend bemessen war, um die Fahrzeuge aus Buer aufzunehmen.

FORTBESTAND ALS PERSONALEINSATZSTELLE

Als Personaleinsatzstelle existierte der Betriebshof in angemieteten Räumlichkeiten in einem Seitentrakt des Buerer Rathauses noch bis zum 17. Oktober 1966.

Das Grundstück wurde an die Stadt Gelsenkirchen verkauft. Die Wagenhallen und die Kraftstation wurden bereits kurz nach der Einstellung des Straßenbahnbetriebes abgebrochen. An ihrer Stelle entstanden Nebenanlagen des bis heute existierenden Polizeiamtes in Buer.

PROVISORIUM UNTER FREIEM HIMMEL

Aufgrund der Zerstörung der Kanalbrücken im Zweiten Weltkrieg wurde 1946 eine neue provisorische Einsatzstelle, die intern wieder als „Betriebshof Buer“ bezeichnet wurde,, unter freiem Himmel eingerichtet. Vorübergehend werden dort sechs Trieb- und vier Beiwagen in Buer stationiert. Nach Aufzeichnungen im Archiv der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG sind dies die Triebwagen 36, 508, 509, 510 und 514 sowie die Beiwagen 326, 336, 386 und 431. Für notwendige Reparaturarbeiten sollen sie über das Netz der Vestischen Straßenbahnen GmbH über Recklinghausen und Herne nach Bochum gefahren worden sein.

Das oben gezeigte Foto aus dem Luftbildarchiv des Regionalverbandes Ruhrgebiet zeigt das Gelände des Betriebshofs in den 1920er-Jahren (© RVR – 1925-1930 – dl-de/by-2-0). Links sind an der Breddestraße das Schulgebäude und das Direktorenhaus des 1908 eingeweihten heutigen Leibniz-Gymnasiums zu sehen.

Die anschließende Bildfolge enthält weitere Bilddokumente zum Betriebshof Buer und zu seinem Umfeld.

  • Diese 1901 gelaufene Postkarte ist bislang das einzige Bilddokument zum Betriebshof Buer.
    Postkarte ohne Verlagsangabe - Sammlung Ludwig Schönefeld