HAUPTBAHNHOF

Der neue Gelsenkirchener Bahnhof wurde am 28. September 1904 festlich eröffnet. Der Bau des im neoklassizistischen Stil gestalteten Gebäudes hatte allein rund 300000 Mark gekostet.

Zuvor hatte die Straßenbahn zwischen dem 8. und 13. August 1904 ihre Gleise zwischen der Einmündung der Weiden-Strasse und dem Bahnhofsvorplatz fertiggestellt. Sie wurden jedoch nicht gleich von der Aufsichtsbehörde freigegeben.

DURCH DIE NEUE UNTERFÜHRUNG

Aus der Bochumer-Strasse kommend, unterquerte sie jetzt zweigleisig die Bahnsteige des Hauptbahnhofs. Die alte Unterführung, die in den Jahren vor dem Bahnhofsumbau die Straßenbahn aufgenommen hatte, hatte als Zuwegung vom Empfangsgebäude zu den Bahnsteigen eine neue Bestimmung gefunden.

Wie man auf den Fotos vom Umbau des Bahnhofsvorplatzes im vorangegangenen Kapitel gut erkennen kann, wurde im Bereich der Unterführung und des Bahnhofsvorplatzes auch eine neue Kanalisation für Oberflächenwasser gelegt. Überschwemmungen und Verschlammungen bei Starkregen, die den Verkehr in der alten Unterführung immer wieder gestört hatte, sollte es nach dem Bahnhofsumbau nicht mehr geben.

Von einer Weiche in Höhe des Café Reichenberg am nördlichen Bahnhofsvorplatz bis zum Neumarkt wurde die Straßenbahn weiterhin eingleisig durch die Bahnhof-Strasse geführt.

Auf der nachfolgenden Postkarte aus dem Jahr 1906 sehen wir die neue Bahnhofsunterführung und ganz am rechten Seitenrand das Café Reichenberg (Kunstanstalt Hermann Lorch, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld):

ABNAHME IM OKTOBER

Am 14. Oktober 1904 konnte die Straßenbahn mit der behördlichen Abnahme der Strecke ihre Arbeiten „offiziell“ beenden. Etwa zu diesem Zeitpunkt entstand das Beitragsbild dieses Kapitels. Es zeigt rechts das neue Bahnhofsgebäude, an dem im Eingangsbereich noch letzte Arbeiten erledigt werden. Weit fortgeschritten sind auch die Arbeiten an der nördlich an das Empfangsgebäude angrenzenden Bebauung. Die Trasse der Wilhelminenbahn ist nicht mehr nachvollziehbar (Verlag Zedler & Vogel, Darmstadt – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Wenige Tage nach der polizeilichen Abnahme der neuen Gleisanlagen, am 20. Oktober 1904, veröffentlichten die Gelsenkirchener Strassenbahnen in der Emscher Zeitung ihren neuen, ab dem 1. November 1904 gültigen Winterfahrplan mit den neuen Linienführungen.

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NUR BAHNHOF ODER HAUPTBAHNHOF

Hatte Gelsenkirchen jetzt nur einen neuen Bahnhof oder einen neuen Hauptbahnhof? Offensichtlich war man sich darüber nicht einig. Die Straßenbahn bezeichnete die Haltestelle vor dem Bahnhof im oben reproduzierten Winterfahrplan 1904/05 bereits als „Gelsenkirchen Hauptbahnhof“.

Auch in der Wattenscheider Zeitung wurde der Bahnhof seit April 1905 als „Hauptbahnhof“ bezeichnet. In einer Anzeige vom 19. Dezember 1906 wurde die Bezeichnung „Hauptbahnhof“ sogar von der Königliche Eisenbahndirektion in Essen verwendet.

1905 kam Triebwagen 31 auf dem Weg von Steele zur Endstelle am Neumarkt am „Bahnhof“ vorbei (Verlag Theodor Dahl Nachf., Gelsenkirchen – Sammlung Volker Bruckmann). War das jetzt richtig?

KLARSTELLUNG DER EISENBAHNDIREKTION

Über die korrekte Bezeichnung der Station konnte allein die Königliche Eisenbahndirektion entscheiden. Mit einer am 1. Februar 1907 in den lokalen Zeitungen veröffentlichten Klarstellung machte sie der offenen Frage ein Ende. Gelsenkirchen hatte einen Hauptbahnhof.

Der nachfolgende Artikel erschien am 1. Februar 1907 in der Wattenscheider Zeitung. Am 4. Februar 1907 wurde die Umbenennung auch im Eisenbahn-Verordnungs-Blatt, das vom Preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten als offizielles Mitteilungsblatt herausgegeben wurde, bekanntgegeben.

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