HANS-SACHS-HAUS

1927 wurde am Alten Markt der 1924 begonnene Neubau des Hans-Sachs-Hauses fertiggestellt. Das von dem Essener Architekten Alfred Fischer (1881 – 1950) entworfene Verwaltungs-, Geschäfts- und Hotelgebäude wurde vor allem von der Stadtverwaltung Gelsenkirchen genutzt, der das 1879 eingeweihte Rathaus infolge des rasanten Wachstums der Stadt zu eng geworden war. Ein zentraler Raum war der Konzertsaal, in den die in Ludwigsburg ansässige Orgelbaufirma Walcker die mit 92 Registern größte spätromantische Konzertorgel Europas einbaute.

Im Zusammenhang mit der Planung und dem Bau des Hans-Sachs-Hauses wurde auch die Infrastruktur der Gelsenkirchener Innenstadt überarbeitet. Die Bank-Strasse wurde ausgebaut. Zeitgleich mit der Eröffnung des Hans-Sachs-Hauses wurde sie in Ebertstraße umbenannt.

Neben dem Hauptbahnhof entwickelte sich der Alte Markt in der Folgezeit zu einem wichtigen Knoten- und Umsteigepunkt im öffentlichen Personennahverkehr. Hier wurden die Straßenbahnstrecken aus dem Norden – aus Katernberg, Heßler und Schalke – und aus dem Osten – aus Erle und Bulmke – in die Innenstadt führenden Strecken gebündelt.

Das inspirierte vermutlich das Stadtmarketing, das Hans-Sachs-Haus entsprechend zu verorten. In der 1927 zur Eröffnung des Gebäudes publizierten Broschüre, von der in jüngerer Zeit ein Faksimile aufgelegt wurde, wird das Haus entsprechend werbewirksam verortet (Sammlung Philip Ralph). Ein eigenes Kapitel der Broschüre widmet sich explizit der Lage des Hauses: Das Hans-Sachs-Haus* ist von den wichtigen Orten der Umgebung leicht zu erreichen. Es liegt im Kreuzungsbereich sämtlicher Straßenbahnlinien. Das Hans-Sachs-Haus liegt im Mittelpunkt des Verkehrs der Stadt.

2001 wurde die Sanierung das unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes beschlossen. Nachdem bedeutende Baumängel zutage traten, betrieb die Stadt den Abbruch des Gebäudes. Der dagegen entstandene kommunalpolitische Protest führte zu einer Änderung der Pläne. Zwischen 2009 und 2013 entstand hinter der historischen Fassade ein Neubau. Dabei wurde auch der charakteristische Turm, der einst den Hotel-Schriftzug trug, erhalten.

Die wertvolle Orgel des einstigen Konzertsaals wurde zunächst bei der Orgelbau-Werkstatt Seifert in Kevelaer eingelagert. Da die Stadt keine Verwendung für sie fand, wurde sie an die Pfarrgemeinde St. Antonius in Papenburg abgegeben. In der zwischen 1875 und 1877 errichteten, neugotischen Backstein-Hallenkirche fand das Instrument eine der historischen Bedeutung würdiges Umfeld.

Seine Bedeutung als Verkehrsknoten der Stadt Gelsenkirchen hat das Hans-Sachs-Haus mit dem Beginn der Bauarbeiten für den Gelsenkirchener Stadtbahntunnel verloren.

* Die ursprüngliche Schreibweise Hans Sachs-Haus wurde in Hans-Sachs-Haus geändert.

  • Das auf Seite 4 der Werbebroschüre dargestellte Verkehrsnetz rund um das Hans-Sachs-Haus.
    Stadt Gelsenkirchen - Sammlung Philip Ralph