Einen Monat nach der Eröffnung der Linie von der Hoch-Strasse zum Bahnhof Bismarck wurde am 27. Dezember 1895 die Verbindung vom Schalker Markt über Gelsenkirchen bis zur Zeche Holland I/II in Ückendorf eröffnet. Als Vorleistung wurde die Strecke nach Bismarck über die Hoch-Strasse zum Alten Mark geführt, wo die Strecken verknüpft wurden.
Wie bereits bei der Eröffnung der Strecke nach Bismarck beauftragte Siemens & Halske auch jetzt wieder einen Fotografen, um die Eröffnungsfahrten festzuhalten. Das Titelbild dieses Kapitels entstand unmittelbar vor der ersten Fahrt am Schalker Markt (Siemens Historical Institute).
Vom Schalker Markt führte die neue Strecke über die Friedrich-Strasse (heute Schalker-Strasse) zur Flora-Strasse und über diese zur Wiese und zum Alten Markt. Die eingleisige Trasse lag hier wie auch in den übrigen Straßen des Amtes Schalke in der Straßenmitte.
Weil die Schul-Strasse für die Straßenbahn an einigen Stellen zu schmal war, nutzte man für die Weiterführung der Strecke zum Neumarkt die etwas breitere Kreuz-Strasse (heute „Am Rundhöfchen“). Nachdem die Straßenbahn das Portal der evangelischen Altstadtkirche passiert hatte, erreichte sie die katholische Propsteikirche St. Augustinus. Dort befand sich, am Übergang von der Schul-Strasse zum Neumarkt, die bereits von der Linie zur Braubauerschaft als Endstelle genutzte Ausweiche.
EINGLEISIG DURCH DIE BAHNHOF-STRASSE
Nach der Ausweiche am Neumarkt wurde die Strecke wieder eingleisig. Sie verlief jetzt auf der stadtauswärts rechten Seite der Bahnhof-Strasse zur Cöln-Mindener Eisenbahn.
Nach der niveaugleichen Kreuzung der zum Zeitpunkt der Betriebseröffnung noch existierenden Wilhelminenbahn wurde die Trasse durch die bereits 1879 auf der Ostseite des Bahnhofs angelegte Straßenunterführung in die Gelsenkirchener Neustadt geführt.
Über die Bochumer Straße erreichte die Straßenbahn den heutigen Ückendorfer Platz. Von dort folgte die Trasse der Ückendorfer Straße bis zur Ausweiche in Höhe der Zeche Holland I/II.
Nachdem die Endstelle der Straßenbahn für etwas mehr als einen Monat an der Zeche Holland I/II lag, wurde am 14. Februar 1896 auch das 3,93 Kilometer lange Teilstück von Ückendorf über Wattenscheid bis zur Kreisgrenze nach Bochum fertiggestellt. Im Linienverkehr wurde der neue Streckenabschnitt zunächst bis zur Ausweiche am Soolbad Centrum befahren.
DURCHGEHEND NACH BOCHUM
Der entscheidende Tag für die lang ersehnte Städteverbindung von Gelsenkirchen über Wattenscheid nach Bochum war der 23. April 1896.
An diesem Tag wurde das inzwischen bis zur Kreisgrenze ausgebaute Bochumer Straßenbahnnetz mit dem Gelsenkirchener Netz verbunden. Allerdings fuhren die Straßenbahnwagen mit Rücksicht auf die Fahrer, vor allem aber auch mit einem Blick auf die politischen Interessen der Städte und der Einzelhändler, nicht durchgehend.
Die Fahrgäste mussten zwischen den Straßenbahnwagen des Bochumer und des Gelsenkirchener Netzes wechseln: zunächst an der Ausweiche Maarbrückenstraße in Hamme, später an der Ausweiche Soolbad Centrum und zuletzt an der Ausweiche in Höhe der evangelischen Kirche in Wattenscheid.