Für eine weitere Verbesserung des Verkehrsangebotes sorgte 1925 die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft. Als Verlängerung ihrer Linie 2 nahm sie am 1. August 1925 eine in Karnap von der Strecke Bredeney – Horst abzweigende, 1,32 Kilometer lange Neubaustrecke nach Horst-Süd in Betrieb. Die von Beginn an zweigleisige Neubaustrecke wurde vom Bahnhof Karnap über die Stinnesstraße und die Gelsenkirchener Victoriastraße (heute „Am Bauverein“) bis zur Kreuzung mit der Wilhelmstraße geführt. Die zusätzliche Fahrtzeit betrug 7 Minuten.
PENDELWAGEN
Bereits nach drei Monaten, zum 1. November 1925 wurde anstelle der Verlängerung der Linie 2 auf dem Teilstück von Karnap zum Bahnhof Horst-Süd ein im Betriebshof Horst stationierter Pendelwagen eingesetzt. Er erhielt die Bezeichnung „E“. Die Fahrgäste konnten dieses, üblicherweise für „Einsatzwagen“ verwendete Bezeichnung nicht nachvollziehen. Ab dem 24. Juni 1926 fuhr der Pendelwagen infolgedessen ohne Linienbezeichnung.
GLEISDREIECK AM BAHNHOF HORST-SÜD
Anfangs hatte die Strecke aus Karnap an der Kreuzung von Victoria-, Wilhelm- und Kranefeldstraße keine Verbindung zu den Gleisen der dort seit dem 10. September 1927 von der Wilhelm- in die Kranefeldstraße abbiegenden Linie 17 der Vestischen Kleinbahnen. Ein Grund dafür waren vermutlich anhaltende Bauarbeiten im Zusammenhang mit der Höherlegung der Emschertalbahn.
Erst im Laufe des Jahres 1929 konnte die Kreuzung zu einem doppelgleisigen Gleisdreieck und damit zu einem zweiten Verkehrsknoten in Horst ausgebaut werden. Federführend dafür waren die Vestischen Kleinbahnen. Am 5. September 1929 wurden die Gleise offiziell in Betrieb genommen.
Inzwischen hatten sich durch die Eingemeindung von Horst nach Gelsenkirchen die Straßennamen geändert. Vom 1. April 1928 an hieß die Victoriastraße „Zum Bauverein“. Die Wilhelmstraße wurde in Strundenstraße umgetauft. Das Gleisdreieck stellte somit die Verbindung zwischen den Gleisen der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft in der Straße „Zum Bauverein“ mit den Gleisen der Vestischen Kleinbahnen in der Strunden- und Kranefeldstraße her. In Summe wurden rund 200 Meter Gleis verbaut.
NEUE LINIENBEZEICHNUNGEN
Erst am 4. Januar 1932 wurde für die Verbindung von Karnap nach Horst-Süd die Linienbezeichnung 14 eingeführt. Sie entfiel sechs Jahre später, am 14. Februar 1938, zugunsten der Bezeichnung „1 A“, die am 1. April 1940 durch „41“ und ab dem 3. Mai 1942 durch „41 E“ abgelöst wurde.
UNTERBRECHUNG
Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden die Zeche Nordstern und die nördlich angrenzende Wohnbebauung mehrfach in Mitleidenschaft gezogen. Dies führte dazu, dass der Straßenbahnverkehr am 23. Oktober 1944 eingestellt werden musste. Im April 1945 wurde in Karnap die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal und die Emscher gesprengt. Für vier Jahre bleiben die Straßenbahnstrecken nach Horst vom Essener Straßenbahnnetz abgeschnitten.
Erst 1948 war eine Wiederaufnahme des Betriebs vom Betriebshof Horst aus möglich. Die dabei eingesetzten Straßenbahnwagen konnten das Essener Netz anfangs nur über Gelsenkirchen erreichen.
Bis zur Freigabe einer Behelfsbrücke über den Kanal am 3. September 1949 – „Zweigertbrücke“ – musste man mit Provisorien leben. Zwischen der Betriebsaufnahme am 5. Mai 1948 und dem 14. Dezember 1948 fuhr die Linie von Karnap zum Bahnhof Horst-Süd wieder als „14“. Vom 15. Dezember 1948 an wurde die Linie als „14 E“ vom Bahnhof Horst-Süd über den Bahnhof Karnap hinaus bis zum nördlichen Brückenkopf der Kanalbrücke weitergeführt. Vom 1. Januar 1949 bis zum 14. April 1949 verkehrte sie auf der Relation Horster Stern – Essen-Karnap, Kanalbrücke – Bahnhof Horst-Süd.
Vom 15. April 1949 wurde der komplizierte Richtungswechsel an der Kanalbrücke aufgegeben. Zwischen dem Bahnhof in Karnap und dem Bahnhof Horst-Süd kehrte die „14“ als Pendelwagen im Einmann-Betrieb ohne Schaffner zurück. Am 9. Januar 1955 wurde die über die gesamte Zeit ihres Bestehens nur schwach frequentierte Straßenbahnverbindung auf den Omnibusbetrieb umgestellt.