Bis zur Jahrhundertwende wollte Siemens & Halske die Strecke von Gelsenkirchen in die Braubauerschaft über Erle und Middelich, Buer und Beckhausen bis nach Horst weiterführen. Für dieses Projekt waren ganz im Sinn einer im Ruhrgebiet gebräuchlichen Redewendung Geduld und Spucke notwendig: Spucke vor allem für die zahllosen Gespräche mit der Eisenbahndirektion und den Bergwerksgesellschaften.
Im Vergleich zum ersten Teilstück war der Netzausbau von Bismarck nach Horst allein schon aufgrund der 11,53 Kilometer Streckenlänge deutlich anspruchsvoller. Doch damit nicht genug: Zwischen Bismarck und Erle mussten der Hauptlauf der Emscher und ihr ursprüngliches Flussbett mit mehreren Brücken überquert werden. Mehrfach kreuzten darüber hinaus die Anschlussbahnen von Zechen die für den Bahnbau vorgesehenen Straßen.
Bereits im Vorfeld der Verlängerung der Straßenbahnstrecke hatte man am Bahnhof Bismarck eine Straßenbrücke über die Gleise der Staatsbahn gebaut. Auf der Südseite dieses Kreuzungsbauwerks lagen die Gleise der 1873 angelegten Zechenanschlussbahn von Schalke zur Schachtanlage Graf Bismarck. Diese wurden am 20. August 1879 von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn bis Bodelschwingh verlängert. Dort bestand seit dem 1. September 1878 eine Fortführung nach Dortmund. Auf der Nordseite lagen die zwei Gleise der am 21. Juni 1880 für den Personen- und Güterverkehr eröffneten Niederländisch-Westfälischen Eisenbahn. Eine Mitbenutzung der Brücke durch die Straßenbahn wurde nicht gestattet.
Das hier als Beitragsbild gezeigte Foto wurde am Eröffnungstag der Straßenbahn in die Braubauerschaft vor dem Bahnhofs-Hotel aufgenommen. Im Vordergrund stehen die damals eingesetzten Triebwagen 6 und 46 und das stolze Personal (Siemens Historical Institute). Im Hintergrund sin der damalige Ringlokschuppen des Bahnhofs Bismarck und die Rampe der Straßenbrücke zu erkennen. Weitere Details offenbart die nachfolgende Ausschnittsvergrößerung.

KOMPLEXE VERHANDLUNGEN
Der Bau der Emscherbrücken bereitete keine größeren Probleme. Anders war die Situation bei den Gleiskreuzungen: In jedem Einzelfall waren komplexe vertragliche Vereinbarungen mit den Bergwerkgesellschaften und der Staatsbahn notwendig. Anfangs sollte nicht nur am Bahnhof, sondern auch in Buer-Süd eine Brücke über die Eisenbahngleise gebaut werden. Am Ende einigte man sich hier darauf, die Bahn niveaugleich zu kreuzen.
Nicht zuletzt war es notwendig, etwa auf halber Strecke für die Straßenbahn eine zweite Kraftzentrale und einen zusätzlichen Betriebshof zu bauen. Dafür musste ein geeignetes Grundstück gesucht werden. Es wurde schließlich an der Breddestrasse in Buer gefunden.
Im Oktober 1900 waren alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Zur Sitzung des Bismarcker Gemeinderats am 16. Oktober 1900 teilte die Betriebsleitung der Gelsenkirchener Strassenbahnen mit, dass der Bau der Straßenbahnstrecke nach Buer nunmehr in Angriff genommen würde.