Mit der Eröffnung einer 3,7 Kilometer langen Verbindung von Gelsenkirchen über Ückendorf an die Stadtgrenze nach Günnigfeld erfüllte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG am 14. Mai 1914 eine letzte Verpflichtung aus den Verhandlungen mit der Stadt Gelsenkirchen zur Ablösung des „Heimfallrechts“. Die landespolizeiliche Abnahme hatte am Tag zuvor stattgefunden. Das neue Streckenstück wurde in die bereits bestehende Linie 8 integriert, die nunmehr auf der Relation Heßler Kanzlerstraße – Gelsenkirchen – Ückendorf – Stadtgrenze Günnigfeld verkehrte.
Die erste Probefahrt fand bereits am 6. Mai 1914 statt. Besondere Schwierigkeiten bereitete demnach die zeitgleich mit dem Bau der Straßenbahn erfolgte Anlage einer neuen Straße über das Gelände des zuvor von der Stadt gekauften Dörmannshofes. Darüber berichtete die Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung am 7. Mai 1914:
Schwierigkeiten boten sich beim Bau namentlich auf dem Gebiet des früheren Dörmannshofes. Reichliche Erdbewegungen zur Planierung des hügeligen Geländes und zur Durchlegung der Kniestraße waren erforderlich. Die stramme Winterkälte war dabei den Arbeiten durchaus nicht förderlich, sodass eine kleine Verzögerung nicht zu vermeiden war. Der gelbe Wagen, der jetzt erstmalig durch das etwas entlegene Gelände rollte, löste allenthalben große Freude aus und wurde stark umjubelt.
Das Beitragsbild, eine sehr seltene, vom Verlag Otto Lukas in Günnigfeld in vermutlich kleiner Auflage verlegte Postkarte aus der Sammlung des Wattenscheider Heimatfreundes Rudolf Wantoch zeigt die Linie 8 an der Endstelle in der Günnigfelder-Strasse. Der Triebwagen steht noch in Ückendorf. Im Hintergrund liegt die Marktstraße. Hinter der Straßenbahn kreuzt heute die Straße „Aschenbruch“.
Die Linie war für die Stadt von großer strategischer und politischer Bedeutung. Sie ermöglichte einen stadtnahen Zugang zum Schalker Verein (Tor 5 an der Hohenzollern-Strasse), erschloss die Großschachtanlage Alma sowie die zwischen Ückendorf und Günnigfeld neu entstehenden Wohngebiete.
Für den Anschluss der Linie an das Gelsenkirchener Streckennetz war bereits 1909/10 im Zusammenhang mit dem zweigleisigen Ausbau der Bahnhof-Strasse ein doppelgleisiger Abzweig von der Bahnhof- zur Knie-Strasse (heute Wildenbruchstraße) gelegt worden. In diesem Zusammenhang entstand 1912 auch eine Wendeschleife in der Vohwinkel-Strasse, die nunmehr die Weiterführung aller Linien vom Neumarkt zum „Hauptbahnhof“ erlaubte.