NEUBEGINN IN GELSENKIRCHEN

In Gelsenkirchen wird der Straßenbahnverkehr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst auf den alten Trassen wieder aufgenommen.

Zu einer Zäsur kommt es mit dem Fahrplanwechsel im Sommer 1949: Die Linie 4 wird mit der ehemaligen Linie 3 zu einer neuen Durchgangslinie von Steele über Gelsenkirchen nach Wanne-Eickel Hbf. verbunden. Auf der gesamten Strecke tragen die Straßenbahnwagen jetzt die Liniennummer 4.

In der Gelsenkirchener Innenstadt wird die Linienführung der „4“ in kurzem Abstand gleich zweimal geändert.

AUFGABE DER STRECKE AM MARKT

Der Neuaufbau der großflächig zerstörten Innenstadt macht es möglich, neue Trassen für leistungsfähige Straßen anzulegen. Zwei dieser Straßenzüge sind die im nördlichen Innenstadtbereich neu angelegte Ebertstraße und die Florastraße.

Nach ihrer Fertigstellung wird die alte Streckenführung der Linien nach Bismarck und Wanne vom Alten Markt über die Von-Oven-Straße, die Hansemannstraße und die Hauptstraße zum Grillo-Gymnasium am 11. März 1956 stillgelegt. Vom Hans-Sachs-Haus nutzt die Linie 4 jetzt die Ebertstraße, die Florastraße und die Luitpoldstraße, um dann in die Hauptstraße abzubiegen.

Das Beitragsbild erinnert noch an den alten Linienweg. An einem Markttag im Sommer 1955 herrscht in der Hauptstraße starker Andrang auf den auf der Linie 4 eingesetzten Standardwagen, dessen Kapazitätsgrenze mit 22 Sitz- und 44 Stehplätzen schnell erschöpft ist (Verlag Heinrich Koch, Essen – Sammlung Ludwig Schönefeld).

ABSCHIED VON DER WIEHAGENLINIE

Auf der noch in der Vorkriegszeit doppelgleisig ausgebaute Strecke im Wiehagen beeinträchtigten Ende der 1950er-Jahre zunehmend Bodensenkungen aufgrund von Bergschäden den Verkehr. Vor diesem Hintergrund beantragte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG am 10. September 1959 die Verlegung des Linienwegs der „4“ auf die Rotthauser Straße. Am Machensplatz soll – wie bereits in der Vorkriegszeit – eine neue Gleisspange die Verbindung zur Ahstraße und damit zum bisherigen Linienweg herstellen.

Die Stadt stimmte dem Vorhaben zu. Am 13. Oktober wurde mit der Verlegung der neuen Gleise am Machensplatz begonnen, vom 19. Oktober 1958 fuhr die „4“ über die neue Strecke. Als Ersatz der Straßenbahn übernahm vom 1. Dezember 1958 an zunächst die Omnibuslinie 93 die Anbindung des Hauptbahnhofs über den Wiehagen. Bereits nach 14 Tagen, am 15. Dezember 1958, entfiel die Linie 93 zu Gunsten der Linie 94.

Aufgrund der Einstellung des Straßenbahnverkehrs im Wiehagen war die Steeler Linie somit nach 50 Jahren wieder auf die Rotthauser Straße unterwegs. Hier teilte sie sich die Trasse mit der aus Essen-Katernberg kommenden Linie 7.