ÜCKENDORFER STRASSE

Die Trasse der Günnigfelder Linie führte vom Hauptbahnhof zunächst auf die Knie-Strasse. Im Verlauf der Knie-Straße wurde die Strecke eingleisig. Sie blieb es bis zur Endstelle in Günnigfeld.

An der Einmündung in die Hohenzollern-Strasse, vor der imposanten Fassade der langezogenen Werkshalle der Gelsenkirchener Eisenwerke, bog die Trasse um 90 Grad nach Osten in die Hohenzollern-Strasse ab. Über eine leichte S-Kurve wurde im leichten Gefälle die enge Bahnunterführung der Cöln-Mindener Eisenbahn erreicht. Nach der Unterquerung der Bahn verlief das Gleis der Straßenbahn über die Ückendorfer-Strasse bis zum Ückendorfer Platz.

Die Straßenunterführung bestand aus drei Brücken. Zunächst wurde das Anschlussgleis des Schalker Vereins, dann die Staatsbahn und zuletzt die Zechenbahn der Schachtanlage Alma unterquert. Im Hinblick auf die Verkehrssicherheit blieben die Brücken immer ein neuralgischer Punkt. Vielleicht war das in der Nachkriegszeit auch ein Grund für die schnelle Einstellung der Straßenbahn auf dieser Strecke.

EINGLEISIG DURCH ÜCKENDORF

In der Ückendorfer-Strasse verlief das Gleis der Straßenbahn stadtauswärts zumeist in der Straßenmitte. Ausweichen gab es an der Zeche Alma (heute Haltestelle Almastraße), in Höhe der evangelischen Kirche an der Nord-Strasse (heute Flöz Sonnenschein) sowie kurz vor dem Ückendorfer Platz.

In Höhe der rechts erkennbaren Einmündung der Bergmannstraße entstand im Sommer 1914 das Beitragsbild dieses Kapitels (Sammlung Thomas Freischmidt). Der Straßenbahnwagen ist auf der Linie 8 von Günnigfeld kommend auf dem Weg zur Horstermark.

Die geräumten Schaufenster in dem 1869 von Friedrich Heermann errichteten Gebäude vorne links ermöglichen eine recht genaue Datierung. Der Konditor und Bäckermeister hatte das Inventar seines Betriebes, der zuletzt verpachtet war, am 11. Juli 1914 in der Gelsenkirchener Zeitung zum Kauf angeboten. Es liegt nahe, dass das Bild nach dem Verkauf der Ladeneinrichtung entstand. Die Erinnerung an die Bäckerei, die neben einem Gesellen auch einen Brotfahrer zur Verteilung der Backwaren beschäftigte, ist inzwischen verblasst. Das Gebäude, auf dessen Eingangsstufen 1914 mehrere Kinder spielen, gibt es bis heute. Das Ladenlokal wurde inzwischen zu Wohnzwecken umgebaut.

Auftraggeber des Fotos war gleichwohl nicht Friedrich Heermann sondern sein Nachbar, der Wirt Fritz Dieckhöner. Er betrieb damals an der Ückendorfer-Strasse 83 in zweiter Generation den „Schützenhof“. An der Fassade des von Fritz Dieckhöner 1894 errichteten, bis heute erhaltenen Gebäudes, war damals einer der Ückendorfer Briefkästen angebracht.

ÜCKENDORFER PLATZ

Am Ückendorfer Platz zweigte die Trasse in die Osterfeld-Strasse ab. Über die anschließende Günnigfelder-Strasse wurde die Gemeindegrenze von Günnigfeld erreicht. Hier befand sich die Endstelle. Zwischen dem Ückendorfer Platz und der Ausweiche an der Endstelle lag die Trasse jeweils am rechten, östlichen Straßenrand.

Eine Weiterführung durch die Marktstraße in das Zentrum von Günnigfeld scheiterte anfangs an der Gemeinde Günnigfeld. Sie hatte der „Kommunalen Straßenbahn-Gesellschaft Landkreis Gelsenkirchen“, an der sie mit sechs Prozent beteiligt war, ein Monopolrecht für die Nutzung ihrer Straßen eingeräumt.

Bemerkenswert war, dass am Ückendorfer Platz zu keinem Zeitpunkt eine Verbindung zur Straßenbahnstrecke von Gelsenkirchen nach Wattenscheid und Bochum hergestellt wurde.