ZUM NEUEN BAHNHOF

Über viele Jahre mussten die Straßenbahnfahrgäste am Bahnhof Wanne weite Wege zurücklegen, um mit ihrem Gepäck von der Straßenbahn zu den Zügen zu gelangen.

Auf der Südseite befand sich die Endstelle der Bochumer Linie 6 ursprünglich vor dem Hotel „Kaiserhof“. Um zum Bahnhofsgebäude zu gelangen, mussten die Fahrgäste zwei Bahnübergänge passieren: Zunächst den niveaugleichen Übergang der Rheinischen Bahn, die am 25. März 1875 eine Strecke von Kray-Nord nach Wanne eröffnet hatte, dann den Übergang der Köln-Mindener-Strecke.

Die Endstelle der Gelsenkirchener Linie 3 und der aus Recklinghausen kommenden Linie 1 der Vestischen Kleinbahnen lagen auf der Nordseite der Station hinter den Gleisen der Emschertalbahn. Diesen Übergang sehen wir auf der 1902 vom Düsseldorfer Verlag Theodor Schnitzler als Postkarte publizierten Beitragsbild (Sammlung Ludwig Schönefeld). Die Schranken waren aufgrund des hohen Zugaufkommens häufig und lange geschlossen.

Um diese mittelfristig nicht mehr tragbare Situation zu entschärfen nahm die Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung, zu der die Köln-Mindener und die Rheinische Eisenbahn seit der 1880 erfolgten Verstaatlichung gehörten, den Ausbau des Bahnhofs Wanne in Angriff. Für den Bau des neuen Wanner Bahnhofs hatte man im Nordosten der alten Station weitläufige Flächen erworben.

NEUE UNTERFÜHRUNGEN

1901 war auf der Südseite der Station Wanne bereits eine Eisenbahnüberführung für die Rheinische Strecke fertiggestellt. Die Bochumer Straßenbahnwagen konnten jetzt über die Endstelle am Hotel „Kaiserhof“ hinaus bis zum Bahnübergang der Köln-Mindener Strecke fahren.

Ab 1907 wurden auch die Trassen der Köln-Mindener Eisenbahn um mehrere Meter gehoben. Durch die gleichzeitige Absenkung des Straßenniveaus konnten die verbliebenen Bahnübergänge im Verlauf der Bahnhofstraße durch zwei Überführungen ersetzt werden. Von der ursprünglich noch separaten Rheinische Bahnstrecke wurde ein Verbindungsgleis zur Köln-Mindener Strecke gebaut. Die südliche der jetzt insgesamt drei Eisenbahnüberführungen diente fortan nur noch der Zufahrt zum Güterbahnhof.

DOPPELGLEISIGER AUSBAU

Mit dem Bau der Überführungen wurde die aus Bochum kommende Straßenbahnstrecke doppelgleisig ausgebaut. Auf der Nordseite der Bahn wurde am heutigen Glückaufplatz ein ebenfalls doppelgleisiger Abzweig angelegt, um die aus Gelsenkirchen kommende Strecke in die über die Bahnhofstraße zum neuen Bahnhof führende Trasse einfädeln zu können.

Das folgende Foto aus dem Bildarchiv der Stadt Herne zeigt die mit den Bauarbeiten beschäftigten Arbeiter auf einer Gruppenaufnahme aus dem Jahr 1910:

AMTMANN-WINTER-STRASSE

Vom Glückaufplatz wurde die Straßenbahntrasse in der zuvor allein von der Straßenbahn Recklinghausen – Herten – Wanne genutzten Bahnhofstraße doppelgleisig weitergeführt. Nach rund 250 Metern erreichte die Neubaustrecke die Einmündung der ebenfalls neu angelegten Amtmann-Winter-Straße.

Gemeinsam mit der Linie 1 der Vestischen Kleinbahnen sollten die Linien 3 und 6 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG über die Amtmann-Winter-Straße zum neuen Bahnhof weitergeführt werden. Das letzte Teilstück wurde auf eigenem Bahnkörper in die vor dem Bahnhof angelegte Grünanlage integriert.

Über einen doppelte Gleisverbindung wurde die viergleisige Endstellenanlage auf dem Bahnhofsvorplatz erreicht.

Zur Bauzeit des Bahnhofs standen bereits Erweiterungen des Straßenbahnnetzes in Wanne-Eickel im Raum: Die Westfälische Straßenbahn, die eine Straßenbahnlinie von Herne über Eickel und Wattenscheid nach Höntrop betrieb, plante von Holsterhausen kommend, einen Anschluss des neuen Bahnhofs über die Herner Straße. Für den weiteren Netzausbau in Richtung Norden kam eine Streckenführung über die Friedhofstraße in Betracht.

Um darauf vorbereitet zu sein, wurde bereits bei der Anlage des Bahnhofsvorplatzes eine Weiterführung der Strecken über die Friedhofstraße und die Herner Straße berücksichtigt. Die in die Friedhofstraße und die Herner Straße führenden Stumpfgleise wurden mit einem Gleisbogen verbunden. Mit Beiwagen behängte Straßenbahnwagen konnten über dieses Wendedreieck ohne ein Umkuppeln des Beiwagens als komplette Garnitur wenden.

Am 19. Juni 1913 wurde der neue Bahnhof Wanne eröffnet. Die großzügige Endstelle der Straßenbahnen auf dem Bahnhofsvorplatz teilte sich die aus Gelsenkirchen kommende Linie 3 mit der Linie 6 aus Bochum und der „Vestischen“ Linie 1 aus Recklinghausen.

ZURÜCKZUM NÄCHSTEN KAPITEL